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Geleitwort

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Die Messe t die äußerste -Konzentration von Angebot und Nachfrage an einem Ort und in der kürzesten Zeit. Diese Idee einer Messe stand schon im Jahre. 1906 im Mittelpunkt einer Diskussion, wobei die Abhaltung einer modernen Mustermesse in der Hauptstadt der Donaumonarchie propagiert wurde.

Die damalige Mittelstands- und Gewerbepolitik und insbesondere die Gewerbeförderung, die unter meiner Leitung stand, setzte sich tatkräftig für die Idee ein. Die Widerstände waren jedoch sehr erheblich und wurden damit begründet, daß die Monarchie ein einheitliches und fast autarkes Wirtschaftsgebiet darstelle und man daher die Gründung einer Wiener Messe nicht als dringend empfand.

Leider wurde damals vollständig übersehen, daß vor den Toren in Südosteuropa ein Markt lag, dessen gründliche Erschließung gerade die Aufgabe der Wiener Messe gewesen wäre.

Was im Rahmen der stolzen und reichen Residenzstadt nicht geschaffen werden konnte, das entstand dann wenige Jahre später in den Mauern der bettelarmen Hauptstadt eines verkleinerten Landes, das nach dem viereinhalbjährigen Krieg vollkommen ausgeblutet war.

Trotz aller Schwierigkeiten wurde nun mit. dem Aufbau begonnen und die Mc.sseidee tauchte aus der Versenkung auf. denn es war allen klargeworden, daß Österreich seine wirtschaftliche Isolierung, in die es infolge des Zerfalls des großen Wirtschaftsgebietes gedrängt worden war, nur dann überwinden konnte, wenn es sich neue Instrumente der Wirtschaftspolitik zueigen machte.

Die Etappen in weiterer Folge waren die Schaffung eines Handelsmuseums im Jahre 1919 und am 16. November 1920 die konstituierende Sitzung des Wiener Messeausschusses. Entscheidend griff in die Beratungen Gemeinderat Julius M ü I-1 e r ein, der als Vertreter der Gemeinde Wien die Schaffung eines Proponenten-komitees verlangte.

Das Proponentenkomitee war in der Lage, innerhalb kürzester Zeit die notwendigen finanziellen Mittel aufzutreiben und alle Vorbereitungsarbeiten durchzuführen, insbesondere die geeigneten Ausstellungslokalitäten zu finden.

Der damalige Staatssekretär Ing. Hans Z e r d i k hat seine Energie und Kraft in den Dienst der Sache gestellt und wird mit Recht jetzt, ebenso wie die Vertreter der Wirtschaft im Proponentenkomitee, Hofrat Professor Dr. R o t t e n b e r g, Hofrat Strauß, Kommerzialrat M e 1-z e r und Kommerzialrat L e n h a r t, geehrt.

Im Jahre 1923 gesellte sich zu den Ausstellern des Gewerbes und der Industrie die Sonderausstellung der Land- und Forstwirtschaft. Seit dieser Zeit ist die Musterschau der Landwirtschaft als ein populärer Bestandteil zu einer Dauereinrichtung der Wiener Messe geworden.

Die stetige Aufwärtsentwicklung wurde durch den Krieg jäh unterbrochen, in dessen Verlauf überdies der Messepalast durch zahlreiche Bombentreffer schwer beschädigt und praktisch das ganze Rotundengelände durch Kriegshandlungen zerstört wurde.

Unter heute kaum vorstellbaren Schwierigkeiten erfolgte der Wiederaufbau nach 1945. Im Oktober 1945 wurde unter dem Titel: „Export- und Musterschau“ die erste Veranstaltung abgehalten. Seit dieser Zeit geht es stetig aufwärts, und es verspricht die kommende Jubiläumsmesse einen Erfolg zu erreichen

wie keine andere Wiener Messe zuvor. Wieder sind zahlreiche ausländische Kollektivausstellungen und zirka 400 ausländische Einzelfirmen vertreten.

Dadurch ist die Messe in der Lage, ihre doppelte Funktion auszuüben, nämlich den ausländischen und inländischen Einkäufern die Erzeugnisse der österreichischen Industrie und des österreichischen Gewerbes vorzuführen und ihnen gleichzeitig die neuesten technischen Leistungen des Auslandes zu zeigen.

Die Wiener Messe als Förderin unseres Außenhandels ist die Zentralinstitution der gesamten österreichischen Wirtschaft.

Viele Freunde, Arbeitsgefährten und ich selbst sind als eifrige Propagandisten seit vielen Jahren für die Verwirklichung der Messeidee eingetreten. Es war keine Kleinigkeit, und doch haben wir dieses Ziel trotz aller Schwierigkeiten erreicht.

Zu dieser Jubiläumsmesse wurde aus einem Trümmerfeld im Norden des Geländes erstmalig der riesige Blumengarten der Gartenbauausstellung geschaffen. Wir werden weiterarbeiten, damit auch in Zukunft die Wiener Internationale Messe den anderen Messen ebenbürtig zur Seite steht.

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