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Der Rohstoffengpaß

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Die Produktionssteigerung der österreichischen Textilindustrie konnte aber nur dadurch erreicht und gehalten werden, daß die Zellwollefabrik in L e n-

z i n g ihre Kapazität planmäßig erhöhte und heute bereits eine Tagesproduktion von 120 Tonnen erzielt. Hievon muß Lenzing allerdings einen wesentlichen Teil — etwa 40 Prozent — zum Zwecke der Beschaffung der notwendigen Produktions- und Hilfsmittel exportieren. Es muß aber ausdrücklich festgestellt werden, daß es unserer Textilindustrie niemals gelungen wäre, die ernsten Schäden der ganz und gar unzulänglichen Devisenzuteilungen — man denke nur an die Devisenlücke im ersten Quartal dieses Jahres — zu überwinden und die sonst unausweichlichen Betriebseinschränkungen mit allen ihren bösen Folgen (Arbeitslosigkeit, schlechte inländische Textilversorgung) zu vermeiden, wenn nicht Lenzing die Spinnereien mit Zellwolle versorgt hätte.

Was die Textilindustrie vor die schwersten Aufgaben stellte, war die Versorgung m'it Rohstoffen. Am günstigsten lagen die Dinge hier noch bei der mittel-stapeligen Baumwolle, die dank der direkten Marshall-Plan-Hilfe einigermaßen bedarfsdeckend vorhanden war. Ernste Sorgen bereitet nach wir vor che Rohstoffbeschaffung der Wollindustrie. Die auf den Koreakrieg zurückgehenden rapiden Preissteigerungen brachten eine vorzeitige Erschöpfung der in der Devisenplanung bereitgestellten Wertkontingente mit sich, weshalb die Materialbezüge empfindlich gedrosselt werden mußten. Erst im Monat Juli laufenden Jahres ermöglichten zusätzliche Devisenfreigaben, die von Rohstoffen bedenklich entblößten Betriebe soweit zu beliefern, daß Erzeugungsstockungen vermieden werden dürften.

Ein weiterer Engpaß in der Rohstoffversorgung der österreichischen Textilwirtschaft ist bei Kunstseide festzustellen. Die einzige österreichische Fabrik — die St.-Pöltner Glanzstoffabrik — kann kaum mehr als höchstens ein Viertel des österreichischen Bedarfes sicherstellen; dazu kommt, daß die Kompensationsgeschäfte, die bedeutende

Von Nationalrat Karl Lakowitsch, Kurator des Wirtschalts-iörderungsinstituts der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft

Am 9. September 1951 wird zum 54. Male die Wiener Messe ihre Pforten den in- und ausländischen Käufern öffnen. Wenn diese Veranstaltung zugleich unter dem Motto „30 Jahre Wiener Messe“ steht, so ist dies ein Ausdruck der in langen Jahren wohlerworbenen Tradition, aber darüber hinaus eine Bestätigung, daß die Durchführung einer Messe in Wien ein Bedürfnis der österreichischen Wirtschaft und, wenn man die zahlreichen ausländischen Aussteller betrachtet, ein Bedürfnis des mitteleuropäischen Wirtschaftsraumes überhauptist.

Ein Rückblick auf die Entwicklung zeigt, daß die Wiener Messe ein Beispiel für eine Veranstaltung ist, die trotz mannigfacher, dem Kerngedanken einer Messe zuwiderlaufender Veränderungen, wie die handelspolitischen Umschichtungen seit 1938, ständig an Bedeutung gewonnen hat. Der Aufschwung der österreichischen Wirtschaft seit der Zerschlagung der Donaumonarchie hat sein getreues Spiegelbild auf der Wiener Messe gefunden: sie ist heute mehr denn je ein Symbol für den Aufbauwillen der österreichischen Wirtschaft, die trotz aller Rückschläge immer viieder die Konkurrenz mit dem Weltmarkt aufgenommen hat und deren Produkte in vielen Sparten immer wieder das Wort von der österreichischen Qualitätsarbeit rechtfertigen.

Die Wiener Messe ist aber nicht nur der Schauplatz des marktnahen wirtschaftlichen Lebens, sondern war von ihrem Beginn her auch mit dem kulturellen Leben der Stadt Wien eng verbunden. Die zahlreichen Veranstaltungen, die sowohl im Frühjahr als auch im Herbst den kulturellen Rahmen für die Wiener Messe schufen, haben das Bild von der Bedeutung einer über die Grenzen des Landes hinausgewachsenen wirtschaftlichen Dokumentation, dem Ruf des Kulturstaates Österreich entsprechend, abgerundet. Es ist daher um so mehr zu begrüßen, wenn eine Zeitschrift wie die „österreichische Furche“, deren Ziele hauptsächlich auf kulturpolitischem Gebiete gelegen sind, die Durchführung der diesjährigen Jübilaumsmesse zum Anlasse einer Sonderbeilage nimmt. Es mag dies als ein gutes Zeichen für die gegenseitige Befruchtung zwischen Wirtschaft und Kultur gelten.

Mengen von Kunstseide aus Italien und Holland hereingebracht haben, immer schwieriger geworden sind. Andererseits ist der Bedarf der Kunstseide verarbeitenden Betriebe durch die günstige Be-

schäftigungslage der Seidenweber, Strik-ker und Wirker sowie der Strumpf -erzeuger, ferner durch die Erweiterung der Seidenweberei in Österreich auch weiterhin in ständigem Steigen begriffen.

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