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Maßstab der österreichischen Wirtschaft

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Wenn unsere Zeit auch nicht gerade arm ist an Ereignissen, so vermögen doch nur wenige von ihnen dem Getriebe einer Großstadt ihren Stempel aufzudrücken. Zu den bedeutendsten Veranstaltungen zählt die Wiener Internationale Messe, die zweimal im Jahr der österreichischen Bundeshauptstadt ihr Gepräge gibt.

Die Wiener Herbstmesse 1958 ist als 25, Messe nach dem Krieg eine Jubiläumsveranstaltung. Es ist bei derartigen Anlässen üblich, Rückschau zu halten. Die ersten Messen der Nachkriegszeit standen im Zeichen des Wiederaufbaues der österreichischen Wirtschaft. Sie dokumentierten eindrucksvoll die Fortschritte, die unsere Wirtschaft unter den schwierigen Bedingungen der damaligen Zeit verzeichnen konnte, und gaben Kunde vom ungebrochenen Lebens- und Leistungswillen Oesterreichs sowie von unserer Bereitschaft, den Handel mit der Welt wiederaufzunehmen. '

Auf diesem Fundament entwickelte sich die Wiener Messe, die im Verlauf der vorangegangenen 24 Veranstaltungen von der durch die Kriegsereignisse verursachten, fast völligen Zerstörung zu einer der größten Messen Europas ausgebaut wurde.

Heute bietet die Wiener Messe, als eine alle Zweige der österreichischen Wirtschaft umfassende Warenschau, für die Einkäufer des In-und Auslandes den stärksten Anreiz, diese Messe regelmäßig zu besuchen. Nirgends anders kann man sich so einfach und' gründlich über das Warenangebot und vor allem über Neuheiten orientieren wie auf der Wiener Messe. Die auf der Wiener Messe abgeschlossenen Geschäfte geben vielen Betrieben auf Wochen und Monate hinaus Beschäftigung und Verdienst, steigern die Inlandsproduktion und kommen — soweit es sich um Auslandsaufträge handelt — dem Exportvolumen zugute.

Die Rentabilität der Messebeteiligung für den Aussteller kann nicht nur darnach beurteilt werden, wie hoch der Aufwand für die Teilnahme ist und wie viele Aufträge während der Messewoche gebucht wurden. Man muß hierbei berücksichtigen, daß die Anknüpfung neuer, wenn auch anscheinend noch so flüchtiger Geschäftsverbindungen oftmals gar nicht in konkreten Ziffern ausgedrückt werden kann. Die Fern- und Tiefenwirkung einer internationalen Messe, die von Zehntausenden von Interessenten besucht wird, ist nicht zu wägen und zu messen.

Auch die Wiener Herbstmesse 1958 wird durch die starke in- und ausländische Beteiligung ein interessantes Warenangebot zeigen, das im Hinblick auf die Bemühungen der wirtschaftlichen Integration Europas und dem ernsthaften Streben der Länder des Ostens, mit dem Westen in engere wirtschaftliche Beziehungen zu kommen, besonders vielfältig sein dürfte.

Heute sind alle Völker mehr als in der Vergangenheit auf den Ausbau ihrer Handelsbeziehungen angewiesen. Das Industriezeitalter hat die internationale Marktstruktur tiefgreifend gewandelt. Es gibt fast keine reinen Agrarländer mehr; der Außenhandel ist für alle Staaten lebensnotwendig geworden. Die Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem Gebiet hat zu einem allmählichen, aber systematischen Abbau der Handelsschranken geführt. Wohl stehen wir erst am Anfang dieser Entwicklung, aber sie eröffnet für die künftige Lebenshaltung aller Bevölkerungsschichten und für die Wiener Messe als Absatzinstrument Chancen, wie sie vordem niemals bestanden haben.

Mit diesem weitgespannten Kreis von Aufgaben, der hier nur kurz gestreift werden konnte, übernimmt die Wiener Internationale Messe eine Rolle, die sich auf die Wirtschaft des In- und Auslandes befruchtend auswirkt. Auch die Wiener Herbstmesse 1958 wird für den Fleiß und die Fähigkeiten des österreichischen Volkes ebenso eindrucksvolle Beweise erbringen, wie die vergangenen' Messen an dem hohen Produktionsstand keinen Zweifel ließen.

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