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ZUM GELEIT

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Ein Ueberblick über das Angebot der Dom-birner Messe 1958, die heuer zum zehntenmal stattfindet, läßt den berechtigten Schluß zu, daß es möglich war, in diesem von Wien am weitesten entfernten Bundesland einen internationalen Handelsplatz für alle Branchen zu schaffen. Dornbirn ist als wichtiges Zentrum der west~ österreichischen Textilindustrie auch ein wirtschaftlich interessantes Milieu für eine solche, nach der Zahl der Aussteller und im Umfang seines Geländes durchaus ansehnliche Messe Es liegt geographisch günstig in der Nachbarschaft der industrialisierten Schweiz und des südwestdeutschen Raumes. Unser schon im Jahre 1949, als die Messe gegründet wurde, vorgefaßter Plan einer Textilmesse konnte ebenfalls verwirklicht werden. Für den ausländischen Einkäufer ist nun diese Textilmesse als dem einen Schwerpunkt im Angebot neben dem allgemeinen Maschinenbau viel interessanter als jene vertretenen Industriezweige, die vorwiegend für den Binnenhandel ausstellen. Mit ihren Textilabteilungen hat sich die Dornbirner Messe in Mitteleuropa durchgesetzt und einen Namen erworben. Sie vertritt in diesem industriellen Bereich unbestritten die alpenländische Textil-wirtschaft im Raum zwischen Frankfurt und Mailand, Sie Uat sich gerade durch diese fachliche Ausrichtung unbeschadet der aufliegenden Warenmuster zahlreicher anderer Branchen auch in Oesterreich eine Sonderstellung errungen.

Dornbirn konnte für den Aufbau seiner Textilmesse, die Textilien, Textiltechnik und Textilchemie am gleichen Gelände vereinigt, sowohl die alte Vorartberger Tradition in der Verarbeitung von Spinnstoffen ah auch seine eigenen Erfahrungen im weifweiten Exportgeschäft auswerten. Ohne diese Komponenten einer wirtschaftlichen Praxis wäre diese Messe ein Versuch geblieben. Heute aber können wir sagen, daß die Dornbirner Messe eine Einrichtung von Dauer geworden ist. Der Kaufmann wie der Konsument können nirgends in Oesterreich die Entwicklung der Textilwirtschaft besser, studieren als an den Dornbirner Messeständen. Hier findet er die Erzeugnisse aus den herkömmlichen Natur- und Kunstfasern und aus den neuen vollsynthetischen Spinnstoffen, deren Reihe jährlich um weitere Erfindungen wächst. Dornbirn zeigt nahezu lückenlos die Kollektionen der bäum-woll- und zellwollverarbeitenden Fabriken, die Kreationen der Wirk- und Strickwarenbetriebe, Warenmuster einiger namhafter Wollfabriken, das Angebot der Bekleidungsindustrie, der Vorarlberger Strickereien und sonstige Artikel. Auf einer täglichen Modeschau werden österreichische und ausländische Modelle vorgeführt. Dreimal wird eine Wäschemodeschau veranstaltet. Erstmalig tritt auch die Pariser Mode mit einer eigenen Schau des Verbandes der französischen Modesalons auf dem Dornbirner Laufsteg auf. Die Vorführungen sind heuer wegen ihrer Vielseitigkeit von besonderer Bedeutung und geben den Wiener Couturiers eine willkommene Gelegenheit, sich im Wettbewerb mit ausländischen Kreationen zu messen. Sie gehören zu einer Textilmesse ebenso wie die Gesamtdarstellungen einer Branche, von denen ich die Sonderschau der Vereinigung österreichischer Seidenweber und des Fachverbandes der Bekleidungsindustrie erwähne.

Im textiltechnischen Sektor werden in unserer Maschinenhalle nicht nur österreichische, sondern auch deutsche, schweizerische und andere neue oder in wichtigen Details verbesserte Maschinentypen gezeigt. Für Investitionen in den Fabriken bringt Dornbirn durch sein Angebot eine Fülle von Anregungen, die im Hinblick auf den Zwang zur Modernisierung der Fertigung wertvoll sein werden. Aus der Warenliste der Chemie ist ersichtlich, daß neben neuen Fasern auch neue Farben und solche Hilfsstoffe gebracht werden, die für eine neuzeitliche Hochveredlung unentbehrlich sind. Die Anwesenheit der weltbekannten europäischen chemischen Werke in den Dornbirner Messehallen ist ein Beweis, daß auch dieses Fachgebiet die Bedeutung dieses Platzes würdigt.

Die Messegesellschaft hat daher kein Risiko übernommen, als sie heuer eine neue, zweigeschossige Halle gebaut hat. Sie besitzt

6200 Quadratmeter Ausstellungsfläche unter Dach und ersetzt einige bisher noch nötige Großzelte. Mit der Stabilisierung des Geländes, das nunmehr ständige Objekte aufweist, werden wir den zweiten und vorläufig letzten Bauabschnitt beenden. Der Kapitaleinsatz der Messegesellschaft ist unserer finanziellen Leistungsfähigkeit angepaßt und mit den wirtschaftlichen Notwendigkeiten im Einklang geblieben. Die neue Halle bietet eine Gelegenheit, das

Messegelände übersichtlich zu nutzen und dem Grundsatz treu zu bleiben, daß Dornbirn auch architektonisch „allen Ausstellern eine vornehme Repräsentanz gewährleistet, wenn sie selbst durch eine würdige Standdekoration dazu beitragen. Ich lade die Leser der „Furche“ min zum Besuch unserer Messe und der gleichzeitigen Bregeuzer Festspiele herzlich ein. Ich wünsche ihnen einen geschäftlichen Erfolg und einen guten Aufenthalt im schönen Land Vorarlberg.

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