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Kein Bazar

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Die diesjährige, die 27. Dornbirner verkehrsgünstiger Lage erworben,

Messe erweist sich als ein in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerter Erfolg. An Stelle der alten Situierung mitten in der Stadt, wo es keine Erweiterungsmöglichkeiten gab und altmodische Schulgebäude mit äußerst modernen Gebäuden ein buntes Sammelsurium gebildet hatten, wozu noch Zelte kamen, hat sich die Messeleitung schließlich gemeinsam mit den Gesellschaftern, vor allem der Stadt Dornbirn, entschlossen, aus der Stadt zu weichen und an der Autobahnabfahrt Dornbirn-Süd ein Wiesengelände von 100.000 qm in sehr um darauf eine auch noch erweiterungsfähige Messe mit allen ihren Anlagen unterzubringen. In einer Bauzeit von nur zehn Monaten konnten die Gebäude, lauter Massivbauten, fertig werden. Das war mit erheblichen Aufwendungen an Kapital verbunden, nämlich rund 93 Millionen, wovon etwa die Hälfte Eigenmittel waren (vorwiegend aus dem Verkauf der alten Messegebäude, die die Stadt Dornbirn zu erwerben beabsichtigt), während der Rest Fremdmittel sind. Der Handelsmmi-ster hat nur 2 Millionen Bundeszuschuß in Aussicht gestellt, was man als wenig befriedigend ansieht- Dafür hat er auch heuer wieder die Dornbirner Messe eröffnet und in seiner Eröffnungsrede ebenso wie auf einer Pressebesprechung größten Optimismus bezüglich der Wirtschaftsentwicklung bekundet und sich darin auch nicht durch eine eher pessimistische Rede von Generaldirektor Igler beirren lassen.

Ein weiterer beachtlicher Erfolg ist nicht nur diese ausgezeichnete örtliche Situierung der neuen, alten Dornbirner Messe, sondern auch das ungewöhnliche Geschick, mit welchem da geplant wurde. Es handelt sich nicht um ein Sammelsurium mit Bazarcharakter, wie man das so oft auf Messen findet, auch solchen im Ausland, vielmehr wurde auf die funktionelle Seite der Bauten in Verbindung mit dem Freigelände großer Wert gelegt und funktionell sind alle Messebauten aufeinander abgestimmt und eine bessere Lösung wäre wohl gar nicht denkbar gewesen. Natürlich handelt es sich dabei nicht um „schöne“ Bauten. Dieses Epitheton hätte man im Sinne von stilvoll der neuen großen Restauranthalle (als Mehrzweckhalle ausgebildet) geben können, die über 3000 qm Fläche aufweist und an eine gleich große weitere Halle für Veranstaltungen unmittelbar anschließt.

Wenn man sich an die Geschichte der Dornbirner Messe erinnert, so ist heute von dem großen Handels-emporium zwischen Wien und Paris, das dem eigentlichen Gründer, dem frühverstorbenen Bruno Amann, vorschwebte, nichts übrig geblieben. Damals dachte man daran, in Dornbirn eine europäische Textilmesse mit Textilchemie und Textilmaschinen aufzubauen und manche werden sich noch an den ungeheuren Aufwand erinnern, mit dem damals alle Textilfabriken Vorarlbergs, vor allem aber die Stickereiindustrie ihre Kojen ausstattete. Heute stellt die Vorarlberger Textilwirtschaft überhaupt nicht mehr aus, denn die In-terstoff in Frankfurt hat jeglicher österreichischen (wie auch sonstigen: Lyon, Porto) Textilfachmesse den Rang abgelaufen und die Vorarlberger Textilwarenerzeuger stellen in Frankfurt (übrigens mit bestem Erfolg) aus. Dafür ist aber die Dornbirner Messe eine regionale Musterschau von hohem Niveau geworden, auf welcher der Bodenseeraum zur Geltung kommt, obzwar unter den 800 (diesjährigen) Ausstellern sich eine überaus große Zahl von Firmen aus Wien und anderen östlichen Bundesländern befindet. Das zustandegebracht zu haben, dürfte in erster Linie das Verdienst des Nachfolgers von Bruno Amann, Wolfgang Buchwald, sein. Er betreut die Messe auch pressemäßig nun schon seit zehn Jahren, was viel zur inneren Stabilität beiträgt, während zum Beispiel die Bregenzer Festspiele sehr darunter leiden, daß alle zwei Jahre ein neuer Presseleiter bestellt wird.

Die Dornibirnger Messe 1975 ist besonders ausgezeichnet durch eine von der Vorarlberger Handelskammer (Sektionsgeschäftsführer Otto Burtscher) organisierte, groß angelegte Vorarlberger Handwerksschau. Das hat es schon bisher alle vier Jahre gegeben, aber nur in arg beschränktem Umfang, weil der Platz fehlte. Was da aber 1975 gestaltet wurde, ist wirklich einzigartig in seiner Art und kaum je einmal woanders in ähnlicher Weise anzutreffen.

Die auch in Vorarlberg spürbare Rezession hat die Aussteller nicht abgeschreckt, eher im Gegenteil. Sie wurden von der Hoffnung getragen, mit Schwerpunkt auf Qualität, besonders im Bereich des Handwerks, Rückschlägen begegnen zu können.

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