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Messe und Ost-West-Handel

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Schon immer bot die Wiener Messe Gelegenheit, durch das freie Zusammenwirken von Ausstellern und Einkäufern aus den verschiedensten Ländern die im europäischen Wirtschaftsraum tätigen Kräfte sinnvoll zusammenzuführen. Diese Form des risikofreudigen Wirtschaften mit dem Blick auf die Einheit und Festigung des größeren Marktes in Europa bestand schon lange, bevor die verschiedenen Wege zur vertraglich festgelegten europäischen Integration beschritten wurden.

Es ist ein bemerkenswertes Kennzeichen, daß die europäische Integration zuerst in den Kreisen der Wirtschaft angestrebt wurde und daß von hier aus immer umfassendere Pläne in Angriff genommen werden, die Gesicht und Struktur des alten Europa verändern. Die Wiener Internationale Messe ist einer der Kristallisationspunkte für die praktische wirtschaftliche Zusammenarbeit eines Kontinents, der kulturell so viele Berührungspunkte hat. Daß Österreich — und hierfür liefert die Wiener Messe genügend Beispiele — auch den Außenhandel mit den Oststaaten fördert und zu intensivieren versucht, findet nicht allein eine Erklärung in der geographischen Lage unseres Landes im Herzen Europas. Wir sind zutiefst davon überzeugt, daß wirtschaftliche Verbindungen besonders gut geeignet sind, um Mißtrauen und Vorurteile zwischen den Völkern abzubauen. Die Herbstveranstaltungen der Wiener Messe liefern den Beweis, daß auch die Oststaaten in der Wiener Messe ein geeignetes Instrument seihen, ihren Handel mit dem übrigen Europa auszubauen. Wenn auf der Wiener Frühjahrsmesse die ausländischen Kollektivausstellungen fehlen, weil diese, wie bereits gesagt, sich auf die Herbstmessen festgelegt haben, so haben die Wiener Messen im Frühjahr für den österreichischen Außenhandel keine geringere Bedeutung. Das geht wohl überzeugend aus der starken Ausländsbeteiligung hervor, die für die Wiener Frühjahrsmesse 1961 zu verzeichnen ist. 1685 ausländische Firmen sind auf der bevorstehenden Wiener Messe vertreten. Das sind um 200 mehr als bei der vergangenen Wiener Herbstmesse. Während sich also bei den Herbstmessen das Interesse des Auslandes durch Teilnahme mit Kollektivausstellungen ausdrückt, erscheinen zur Wiener Frühjahrsmesse mehT ausländische Einzelaussteller. Sie kommen aus 21 Staaten, der EWG, der EFTA, aus dem Osten und aus Übersee.

Die Wiener Frühjahrsmesse 1961 wird aber auch auf die ausländische Einkäuferschaft eine starke Anziehungskraft ausüben. Es liegt im Charakter der universellen Mustermesse, daß sie durch die Vielfalt der Erzeugnisse aus allen Branchengruppen weite Kreise der Wirtschaft anspricht.

Hinzukommt für den Messeplatz Wien, daß er auf Grund seiner geographischen Lage den Geschäftsleuten aus dem Westen die Möglichkeit bietet, Geschäftsverbindungen oder zumindest informative Gespräche mit dem Osten anzuknüpfen. Der Osten wiederum findet auf der Wiener Messe neben dem geschlossenen messefähigen Angebot der österreichischen Wirtschaft ein großes Sortiment von Erzeugnissen des westeuropäischen Auslandes. Für viele aus anderen Ländern kommende Besucher ist es aber auch aufschlußreich, im Verlauf eines geschäftlichen Gespräches auf der Wiener Messe zu erfahren, daß zum Beispiel der Handel mit einem Oststaat gar nicht so problematisch ist, wie man es sich im Heimatland des Besuchers vorstellt.

Werfen wir abschließend noch einen Blick auf die Länder jenseits der Weltmeere. Wir sind heute Zeugen einer gewaltigen Wirtschaftsentwicklung. Neben großen, historisch gewachsenen Territorien bilden sich in Übersee junge politische Gemeinschaften. Die Verantwortlichen der europäischen Wirtschaft müssen hier phantasievoll neue Wege suchen.

Was wir brauchen, ist Freizügigkeit im Außenhandel, und was wir nicht anstreben, ist die Schaffung von Wirtschaftsorganisationen, die gegeneinander konkurrieren, und Spannungen, welche jahrelang zwischen den einzelnen Volkswirtschaften geherrscht hatten, auf größere Wirtschaftsräume übertragen. Auch über die Grenzen unseres Landes hinaus soll die Wiener Messe fördernd auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit wirken.

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