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Schaufenster Wien

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In das offizielle Besuchsprogramm einer Großstadt, sei der Anlaß eine Tagung, ein Kongreß oder eine kulturelle Veranstaltung, wird immer häufiger der Programmpunkt „Schaufenster- und Einkaufsbummel“ aufgenommen. Die Geschäftsstraßen einer Großstadt gehören viel stärker als früher zum eindruckvermittelnden Bild, zur Atmosphäre der Stadt, die der Besucher auf sich einwirken lassen möchte, um den Ort, in dem er vorübergehend als Gast weilt, kennenzulernen.

Auch die Wiener Internationale Messe ist häufig in Reden und Presseberichten als ein überdimensioniertes Schaufenster bezeichnet worden. Dieser Vergleich ist anschaulich und auch inhaltlich richtig, denn die Muster oder typischen Schaustücke, die dem Besucher eines Messestandes zuerst ins Auge fallen, haben die gleiche Aufgabe wie die Waren in einer Auslage, die die Aufmerksamkeit des Passanten wecken und ihn über das gesamte, weitaus größere Warenangebot im Inneren des Geschäftes informieren sollen.

Aber der Vergleich „Wiener Messe — Schau-f-nster der Wirtschaft“ läßt sich noch weiterführen, um die Struktur der Messe zu veranschaulichen. So wie es in einer Geschäftsstraße Läden gibt, die nur ganz bestimmte Produkte führen, die Fachgeschäfte, verwirklicht auch die Wiener Messe durch eine strenge Branchenkonzentration diese fachliche Ausrichtung. Spielwaren, Lederwaren, Uhren und Schmuck, um nur drei Beispiele zu nennen, sind bei der Wiener Messe ausschließlich im Messepalast und nur jeweils in einer ganz bestimmten Halle zu finden.

Sparten, für deren Raumbedarf eine Halle nicht ausreicht, wie Büromaschinen oder das Angebot der Landwirtschaft, benötigen auf der Wiener Messe vier oder fünf Hallen. Diese Hauen liegen, dem Grundsatz der Branchenkonzentration und der strengen Abgrenzung der Sektoren entsprechend, eng nebeneinander und bilden einen Komplex von Hallen. Beim Landwirtschaftssektor wird das an die Landwirtschaftshallen grenzende Freigelände zur Ausstellung von landwirtschaftlichen Maschinen in diesen Komplex einbezogen.

Doch es gibt auf der Wiener Messe nicht nur die großen Komplexe Büromaschinen, Bauwirtschaft, Landwirtschaft usw., sondern auch wirtschaftlich wichtige Branchen, deren Raumbedarf keine ganze Halle ausfüllt. Hier werden verwandte Branchen zusammengefaßt, dabei innerhalb der Halle gruppenweise geordnet, damit jede Sparte für sich im Rahmen der Branchen erscheint. Die große Halle 2 am Messegelände ist hierfür ein Beispiel. Sie vereint Baubedarf, Fenster, Türen, Jalousien, Farben, Lacke, chemische Erzeugnisse, Fliesen, Kacheln, Holzfußböden, Feuerlöschgeräte, also alles Zulieferer, die in der Bauwirtschaft benötigt werden, ohne daß diese Sparten selbst mit der Bauwirtschaft identisch sind.

Aber auch im übergeordneten Sinne kann die Wiener Internationale Messe als Schaufenster bezeichnet werden, bietet ein Messebesuch doch die einzigartige Möglichkeit, sich von der Vielfalt und Leistungsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft zu überzeugen. So wirft man einen Blick in das Schaufenster Radio, Fernsehen, Phonogeräte, indem man den oberen Stock der neuen Großhalle besucht, oder man besichtigt die große Ladenstraße der Haushaltgeräte und -maschinen, indem man von der Osthalle über die Hallen 20 und 21 die Jubiläumshalle besucht. Daß diese Besichtigung auch das entsprechende Auslandsangebot einschließt, versteht sich bei einer internationalen Mustermesse von selbst.

So findet man auch bei der eben tagenden Wiener Messe ein reiches, sehenswertes, überdimensionales Schaufenster vor.

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