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Blick nach Südosten

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Die Grazer Frühjahrsmesse steht heuer im Zeichen des Eisens. Zum erstenmal erscheint die hauptsächlich in der Steiermark ansässige Eisenindustrie, deren bisher nur sehr schwache Beteiligung an der Messe in den Kreisen der rund 200.000 Besucher jeder Messe schon oft mißgünstig vermerkt wurde. Es war der Präsident der Grazer Messe, Nationalrat Doktor Rupert Roth, der mit der eisenerzeugenden und eisenverarbeitenden Industrie im Herbst des Vorjahres zu einem Übereinkommen gelangte, demzufolge die Eisenindustrie sich bereiterklärte, von 1960 an auf jeder Grazer Frühjahrsmesse ihre Erzeugnisse in der neuen von der Messe erbauten Stahlhalle und auf dem die Halle umgebenden Gelände auszustellen.

Die Halle wurde im Zentrum des Messegeländes nach den Plänen der Architekten Dipl.-Ing. O r a t s c h und Gerhard Haidvogel erbaut, die Konstruktionsausführung des nur aus Stahl und Glas bestehenden Baues hatte die Firma Waagner-Birö übernommen. In dieser 42 mal 42 Meter großen Halle, mit einer verbauten Fläche von 1810 Quadratmeter, einer nutzbaren Kojenfläche von 1026 Quadratmeter und einem umbauten Raum von zirka 15.000 Kubikmeter, gemessen vom Geländeniveau bis zur Traufenhöhe, ist für die vier stahlerzeugenden Großindustrien, also für die Alpine Montan, die Boehler- und die Schoeller-Bleckmann-Werke sowie für die oberösterreichische VÖESt, ein zusammenhängender 450 Quadratmeter großer Ausstellungsplatz an der Hallennordseite geschaffen worden, während 24 Kojenplätze mit einer Gesamtfläche von 576 Quadratmeter für die eisen-und stahlverarbeitenden Firmen vorgesehen sind.

Viel Sehenswertes wird den Besuchern hier geboten. So stellt die Alpine Montan ein Großmodell des steirischen Erzberges im Maßstab 1:1000 aus, das genau nach den kartographischen Schichtenlinien gestaltet ist. Manche Beschauer dürften nicht geringes Staunen an den Tag legen, wenn sie erfahren, daß alle Stollen und Schächte des Erzberges zusammengenommen einen Tunnel ergäben, der längst der Eisenbahnstrecke vom Wiener Südbahnhof bis auf den Semmering reichen würde. Neben anderen Erzeugnissen macht die Alpine auf einer großen Tafel auch das berühmt gewordene LD- (Linz-Donawitz-) Verfahren den Besuchern verständlich. Das bald hundertjährige Unternehmen Schoeller-Bleckmann zeigt seine Edelstahle, die als gewalzter oder als geschmiedeter Stabstahl, als Guß- oder Schmiedestück, aber auch als Fertigerzeugnisse ausgeliefert werden. Die Elin-Union stellt Elektromotoren, Gußstücke, Schweißumformer, Benzin-Elektroaggregate, druckfest gekapselte Schaltgeräte, Kranausrüstungen, Quecksilberdampf-Glasgleichrichter, Vogel & Noot unter vielem anderen seine international bekannten Landmaschinen, Brevillier & Co. und A. Urban & Söhne zahllose Schrauben aller Art. besonders Schrauben und Muttern aus dem Werkstoff Kuprodur, aus, während die Ausführung der Konstruktion der Stahlhalle wohl als wertvollstes Exponat der Firma Waagner-Birö angesehen werden darf.

Neben dieser Eisenschau findet im Rahmen der Grazer Frühjahrsmesse auch die erste steirische Grenzlandsonderausstellung statt, die dem Landeshauptmann Ökonomierat Josef KraincT besonders am Herzen liegt, weil es sich hier um die Hebung der wirtschaftlich noch schwachen steirischen Grenzgebiete gegen Jugoslawien und Ungarn handelt. Bund, Land und die Handelskammer Steiermark haben es sich schon seit einiger Zeit angelegen sein lassen, durch Zinsenzuschußaktionen, billige Kredite und andere Maßnahmen, den Bau von Straßen und Güterwegen, von Schulen und Fabriken und den Fremdenverkehr in diesen landschaftlich so hübschen Grenzbezirken Eibiswald, Leibnitz, Mureck, Radkersburg, Arnfels, Fehring und Fürstenfeld nach Kräften zu fördern. In der Sonderausstellung erhalten nicht nur die industriellen und gewerblichen

Betriebe größeren Umfangcs sowie die Landwirtschaft des Grenzlandes Gelegenheit, ihre Leistungen zu zeigen, es wurde mit Rücksicht darauf, daß die Aussteller aus den Grenzgebieten keine Platzmiete zu zahlen haben und auch sonst eine Reihe von Begünstigungen genießen, selbst den kleinen Gewerbetreibenden und Handwerkern ermöglicht, ihre Erzeugnisse in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu stellen. Gleichzeitig wird in dieser Sonderschau auf Wege hingewiesen, die zu einer Verstärkung des Sommerfrischler- und des Fremdenverkehres überhaupt führen könnten. snulnSiftcroV reih

Auch Jugoslawien ist wieder mit einer Kollektivschau vertreten. Eine genauere Betrachtung dieser Sonderschauen zeigt aufmerksamen Beobachtern die von Jahr zu Jahr stärker werdende industrielle Aufwärtsentwicklung eines Landes, das vor gar nicht langer Zeit noch ein reines Agrarland gewesen ist.

Nach den guten Erfahrungen, welche die Veranstalter der Modeschauen auf der letzten Herbstmesse gemacht haben, ist nicht zu zweifeln, daß die beliebten Vorführungen im ..Haus der Mode“ auch heuer wieder Interesse finden.

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