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Nicht nur im Süden kriselt's

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Wenn außerhalb der Landesgrenzen von Problemgebieten Kärntens die Rede ist, wird fast ausschließlich an das Unterland, im besonderen an den Bezirk Völkermarkt gedacht.

Unterdessen hat' sich aber längst erwiesen, daß so gut wie alle Randbezirke, mit Ausnahme des Zentralraumes mit dem Städtedreieck Klagenfurt-Villach-St. Veit an der Glan, dazugezählt werden müssen.

Zu Recht stellte kürzlich Landeshauptmann Wagner fest, daß für Südkärnten mit dem Bau der Kraftwerkskette von Rosegg bis zur Annabrücke eine Verkehrsaufschließung dieses Raumes verbunden war, von dem die Wirtschaft und vor allem der Fremdenverkehr großen Gewinn ziehen.

Wie anders liegen die Dinge im Bezirk Spittal an der Drau.

Dort gab es bis vor kurzem drei große Baufirmen, die zuletzt in einem einzigen Großunternehmen, der IL-Bau, verschmolzen sind. Das Unternehmen führt Aufträge im Ausland durch, u. a. in Libyen. Die Zahl der Arbeitslosen im Bezirk selbst wird dadurch allerdings kaum verringert.

Nach einer jüngsten Statistik waren Ende Mai in dem Oberkärntner Bezirk rund 1700 Arbeitsuchende gemeldet. Der Großteil rekrutiert sich aus dem Bauarbeiter-Reservoir.

So nimmt es nicht wunder, daß sich Hoffnungen selbst an einen 200-Millionen-Auftrag beim umstrittenen Wiener Konferenzzentrum klammern. Die Folge allerdings wird sein, daß Bauarbeiter aus Kärnten in Sonderzügen nach Wien gebracht werden müßten, was schon einmal versucht wurde, aber bei den Betroffenen weitgehend auf Ablehnung stieß.

Die seinerzeit auf Einladung des Wiener Bürgermeisters vorgeschlagene „Schnuppertour” in die Bundeshauptstadt blieb ohne nachhaltige Auswirkung auf den Arbeitsmarkt in Kärnten.

Erfolgversprechender wäre da schon die in Aussicht gestellte Fortsetzung des Baues der Tauern-autobahn zwischen Spittal und Villach. Die Schließung dieser Lücke wäre im Hinblick auf die wichtige Nord-Süd-Verkehrsachse eine unabdingbare Notwendigkeit, um nicht nur Arbeitsplätze zu schaffen, sondern auch eine jetzt von hoher Unfallhäufigkeit gekennzeichnete zweite Gastarbeiter- und Urlauberroute zu entschärfen.

Seit Jahren ringt die ÖVP im Kärntner Landtag darum, eine 100.000-Schilling-Prämie für jeden neugeschaffenen Arbeitsplatz einzuführen. Die Finanzierung durch das Land mag tatsächlich schwerfallen, doch die Buhdesländer Oberösterreich und Niederösterreich, das Burgenland und die Steiermark kennen diese

Förderungsmaßnahme seit längerem. Financier ist in diesen Fällen der Bund.

Der Kanzler hat bei der Eröffnung des neuen Arbeiterkammer-Gebäudes in Klagenfurt Ende März die Einbeziehung Kärntens in diese Prämien-Zuteilung versprochen, doch ist es mittlerweile darüber wieder still geworden.

Es wird also ein neuer energischer Vorstoß in Wien notwendig sein, an dem sich nun auch die sozialistische Landesmehrheit ohne Gewissenskonflikte gegenüber der monocoloren Bundesregierung beteiligen kann.

Wenn sich die wirtschaftlichen Pleiten von Kärntner Firmen auch in Grenzen gehalten haben, gab es andererseits doch eine Massierung von Schwierigkeiten im Lavahttal.

Das Lavanttal hat sich seit der Schließung der Kohlengruben vor mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr so richtig erholen können. Drei Firmen mit knapp 500 Beschäftigten mußten in den letzten Wochen Konkurs anmelden. Ersatzbetriebe stehen nicht in Aussicht und so gibt es derzeit als einzige ins Gewicht fallende Ausweichmöglichkeit den Autobahnbau.

Die Prospektierungsarbeiten zur Auf Schließung neuer Kohlenlagerstätten sind noch im Gange und stellen, was die Schaffung eines neuen Kohlebergwerkes betrifft, Zukunftsmusik dar.

Im Gegensatz dazu scheint der benachbarte Bezirk Völkermarkt geradezu konsolidiert. Dort denkt etwa die Zweigniederlassung des Schweizer Unternehmens Wild, das optische Meßgeräte herstellt, sogar an Vergrößerung.

Freilich hat auch Völkermarkt ebenso wie Wolfsberg oder der Bezirk St. Veit sein Pendlerproblem, was nicht beschönigt werden soll.

Bei dieser Betrachtung darf ein Hinweis auf Kärntens unberührtes Tal, das Gailtal, nicht vergessen werden. Es lebt vorwiegend vom Fremdenverkehr auf dem Naßfeld und in Kötschach-Mau-then von der Sägeindustrie.

Zu beklagen ist in diesem Zusammenhang, daß noch immer der wertvolle Rohstoff Holz nach Italien ausgeführt und von dort Möbel importiert werden. Neuerdings tritt auch Jugoslawien, nicht ohne Erfolg, mit rustikalen Möbeln auf dem österreichischen Markt auf.

Kärntens Anstrengungen werden sich also in den nächsten Jahren darauf konzentrieren müssen, die weitgehend gesunden Klein-und Mittelbetriebe mit unveränderter Beschäftigungslage zu erhalten und, allen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zum Trotz, neue Firmen für das Land zu interessieren.

Kraftwerks- und Straßenbauten bieten temporäre Entlastungen für den Arbeitsmarkt. Was Kärnten nötig hat, sind Dauerarbeitsplätze in Betrieben, die den Rang des Landes als Fremdenverkehrsgebiet nicht schmälern.

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