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In Österreich gibt es Schätzungen zufolge 10.000 bis 30.000 Roma, von denen der Großteil in Wien lebt. Fünf Gruppen lassen sich unterscheiden: Burgenland-Roma, Sinti, Lovara, Kalderasch und Arlje. Die Burgenland-Roma sind bereits Ende des 15. Jahrhunderts aus Zentralungarn eingewandert und leben heute großteils in Oberwart, den umliegenden Gemeinden und Wien. Ebenfalls im 15. Jahrhundert haben sich die Sinti in Gebieten Mitteleuropas angesiedelt. Die meisten österreichischen Sinti kamen erst Ende des 19 Jahrhunderts aus Böhmen und Mähren in das Staatsgebiet des heutigen Österreichs. Die Lovara wanderten in zwei Schüben nach Österreich ein: Ende des 19. Jahrhunderts nach Westungarn (dem heutigen Nordburgenland) und 1956 während des Ungarnaufstandes. Im Zuge der Arbeitsmigration der 60er Jahren kamen die Kalderasch und Arlje aus Gebieten des ehemaligen Jugoslawien in den Großraum Wien. Die Kaderasch stammen vorwiegend aus Serbien, die Arlje aus Mazedonien. Seit Ende der 80er Jahre gibt es eine verstärkte Zuwanderung von Roma aus dem ehemaligen Ostblock und aus Ex-Jugoslawien, die demografisch nur schwer erfassbar sind, weil viele keine Aufenthaltsbewilligung haben. Die Grenze zwischen Angehörigen der seit 1993 anerkannten autochthonen Minderheit und den im Zuge der Arbeitsmigration zugewanderten Gastarbeiterfamilien spielt in der Volksgruppenpolitik der Roma, im Gegensatz zum Beispiel zu den burgenländischen Kroaten, kaum eine Rolle.

Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten ca. 11.000 Roma in Österreich, von denen nur zehn Prozent den Nationalsozialismus überlebt haben. Auf Grund fehlender Personaldokumente und der Tatsache, dass Roma häufig als "Kriminelle" in die Konzentrationslager eingewiesen worden sind, wurden sie lange nicht als Opfer rassischer Verfolgung anerkannt.

Die Sprache der Roma, Romanes oder Romani, gehört zu der Gruppe der indoiranischen Sprachen. Sie untergliedert sich in viele verschiedene Dialekte, die vorwiegend mündlich tradiert werden. Zwei Projekte (Romani-Projekt und Rombase) des Instituts für Sprachwissenschaft der Karl-Franzens-Universität in Graz arbeiten an der Kodifizierung der wichtigsten Romanes Varianten. VT

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