Unbeugsamer Untergrundbischof

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Julius Jia Zhiguo ist frei. Mit dieser freudigen Nachricht ging der Vatikan am Dienstag an die Öffentlichkeit. Seit 15 Monaten war der chinesische Bischof von Zhengding in der Provinz Hebei in Haft, nachdem er 2009 an einen unbekannten Ort verschleppt worden war. Es war dies nicht das erste Mal, dass Zhiguo inhaftiert wurde. Internationales Aufsehen erregte seine Festnahme am letzten Tag der Olympischen Spiele 2008 in Peking.

Sein Verbrechen: Julius Jia Zhiguo ist Bischof der illegalen Untergrundkirche. Seine Mitgliedschaft und sein hauptamtliches Engagement in der unabhängigen römisch-katholischen Kirche von China, die dem Papst im fernen Rom nach wie vor die Treue hält, wurde ihm in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßig zum Verhängnis.

Mit der Machtübernahme der kommunistischen Partei in China 1946 kam die römisch-katholische Kirche im Land in schwere Bedrängnis. Den neuen Machthabern war die Rolle und der Einfluss der „ausländischen „Kirche von Anfang an suspekt. So verlangten sie von allen chinesischen Katholiken, sich von Kirche und Papst loszusagen – als Zeichen der Loyalität zu den neuen Machthabern. Gleichzeitig wurde für die katholischen Christen die chinesische katholisch-patriotische Vereinigung gegründet. Eine „katholische“ Kirche, in der Peking das sagen hat und nicht der Vatikan.

Heute gehören rund 40 Millionen Katholiken der vom Vatikan anerkannten Untergrundkirche an (20 Millionen Mitglieder zählt die offizielle Kirche). Ihre Gottesdienste müssen heimlich und in Wohnhäusern stattfinden – zu groß die Gefahr, für eine Messe ins Gefängnis zu wandern. Denn auch heute, über 50 Jahre später, trennen Chinas Machthaber nicht zwischen religiöser und politischer Loyalität: Entweder man ist mit dem Papst solidarisch oder mit dem chinesischen Staatschef.

Für Spannungen zwischen Rom und Peking sorgen immer wieder Bischofsernennungen. Denn die Oberhirten in den Diözesen der staatlich anerkannten katholischen Kirchen werden von der Regierung bestimmt und nicht vom Vatikan.

Seit 2007 bemüht sich Papst Benedikt XVI. verstärkt darum, eine Annäherung zwischen der römisch-katholischen Kirche und der patriotischen Kirche in China herbeizuführen.

Experten sind der Ansicht, dass dieses Bestreben des Vatikans auch Ursache für die Inhaftierung von Bischof Zhiguo sein könnte. So torpediere die Regierung in Peking die Einigungsbestrebungen in Zhiguos Diözese Hebei, wo die meisten Katholiken Chinas wohnen. Untergrundbischof Zhiguo und der offizielle Bischof der Region, Jang Taoran, haben sich im Zuge der Versöhnungsbestrebungen ausgesöhnt und arbeiten jetzt an einem gemeinsamen Pastoralplan für die Katholiken ihrer Diözesen.

Als die Behörden von den gemeinsamen Aktivitäten Wind bekamen, wurden beide Bischöfe unter Hausarrest gestellt, der Kontakt miteinander untersagt.

Unbeeindruckt von den staatlichen Maßnahmen erklärte Zhiguo, dass er nicht daran denke, sich der patriotischen Kirche anzuschließen. Seit Jahren versuchen die Behörden Zhigou zum Beitritt in die offizielle chinesische Kirche zu „überreden“.

Bischof Julius Jia Zhiguo wurde 1935 geboren. 1981 empfing er die Priesterweihe. Er lebte rund 20 Jahre im Gefängnis, seit 2007 steht er unter Hausarrest. Insgesamt sind derzeit rund 40 Untergrundbischöfe in China inhaftiert.

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