Kein #Schwarz# oder #Weiß# in der Kirchenfrage

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#Es gibt nur eine Kirche!# Father Joseph, Pfarrer in der Provinz Hebei, reagiert emotional: #Die Kirche muss auch mit der Regierung kooperieren. Ich bin Christ, ich bin aber auch Chinese!# Dabei hat der Besucher den Geistlichen der offiziellen Kirche gar nicht nach der #Untergrundkirche# gefragt. Sondern ihn interessierte das Verhältnis Father Josephs zum Papst: Im Pfarrhaus, lächeln Johannes Paul II. wie Benedikt XVI. in Porträts entgegen.

Auch der Gottesdienst in der #Südlichen Kathedrale# in Peking ist eine durch und durch katholische Liturgie # bei den Fürbitten und im Hochgebet wird für #Papst Benedikt XVI.# genauso gebetet wie anderswo. Der Erzbischof von Peking, Li Shang, gehört der #Katholisch Patriotischen Vereinigung# an, seine Weihe 2007 wurde dennoch von Rom gebilligt. Es ist für Außenstehende schwer, den Status der #offiziellen Kirche# versus einer #papsttreuen Untergrundkirche# zu bestimmen. Der #Katholizismus# ist eine der fünf in China offiziell anerkannten Religionen. Der Staat versteht darunter die von ihm kontrollierte #patriotische# Kirche, deren der KP genehmen Bischöfe im Land ernannt werden. Rom müht sich um einen Modus Vivendi, wo nur möglich, 85 Prozent der Bischöfe der offiziellen Kirche hat auch Rom anerkannt.

#Es gibt nur eine Kirche#

2007 schrieb Benedikt XVI. einen beachteten Brief an die Katholiken Chinas, in dem der Papst versucht, den kommunistischen Machthabern die Sorge wegen einer #Einmischung# Roms zu nehmen, und der gleichzeitig vom Bemühen geprägt ist, die beiden Kirchen # die offizielle und die im Untergrund # miteinander zu versöhnen. Auch Father Josephs Satz #Es gibt nur eine Kirche# liegt auf der Linie dieses Briefes.

#Es gibt in der Kirchenfrage kein Schwarz oder Weiß# # dieser Einschätzung begegnet man auf Schritt und Tritt: Die offizielle Kirche ist nicht per se ein Büttel des Staates, auch sie muss sich mit Behördenwillkür herumschlagen und sucht sich eine Nische in der Gesellschaft. Als im Frühling 2010 in Wien ein Symposion über Matteo Ricci stattfand, war auch ein Bischof der offiziellen Kirche aus der Provinz Hebei angesagt. Doch kurz vor seiner Abreise wurde der Geistliche mit etlichen Amtsbrüdern zu einer staatlichen Schulung #eingeladen# # und durfte deswegen nicht ausreisen.

Umgekehrt passt auch der Ausdruck #Untergrundkirche# kaum # in Hongkong, wo über Kirche zensurfrei geredet werden kann, werden dem Besucher Fotos einer riesigen Kirche gezeigt, auf die das Attribut #Untergrund# ebenso wenig passt wie aufs zugehörige Bischofspalais, obwohl die Christen, die sich dort versammeln, keine gemeinsame Sache mit der patriotischen Kirche machen. Und daneben sitzen unliebsame Bischöfe weiter in Haft und müssen anderswo Gemeinden tatsächlich im Verborgenen wirken.

Auch internationale Orden sind verboten. Dominikaner, Franziskaner oder Jesuiten gibt es in China nicht. Offiziell. Wenn aber 2008 die Generalkongregation der Jesuiten China zur Priorität des Ordens erklärt, kann man sich ausmalen, dass sich inoffiziell auch hier die Lage längst geändert hat. Geld aus dem kirchlichen Europa gibt es auf jeden Fall: Österreichs Jesuitenmission unterstützt schon schon lange kirchliche (Sozial-)Projekte in den historischen Missionsgebieten der österreichischen Jesuiten. Das oben geschilderte Haus für behinderte Kinder ist nur eines davon. (ofri)

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