7103590-1995_21_14.jpg
Digital In Arbeit

Instrumentalunterricht eingespart?

Werbung
Werbung
Werbung

Ich mag Lehrer”, sagt Stadtschul -I ratspräsident Kurt Scholz. „Ent-JL weder sind sie Idealisten oder - sie waren es. Als Berufsgruppe sind sie zwar unendlich kompliziert, aber sind nicht komplizierte Menschen erst die interessanten?” Scholz versicherte die Musikerzieher Österreichs seiner Unterstützung durch seine Anwesenheit bei einer Krisensitzung.

„Die Lehrer haben Sorgen ” - nicht nur für den Stadtschulratspräsidenten offensichtlich - die Instrumentalmusikerzieher ganz besonders. Sie sind nach den Leibeserziehern, den Sprachlehrern und Bildnerischen Erziehern am stärksten von den Stundenkürzungen an den Schulen betroffen. Die Kürzung von 300 Werteinheiten allein an Wiens Schulen bedeutet: 600 Schüler müssen auf ihren Instrumentalunterricht an AHS verzichten, Musikschwerpunkte wie in St. Ursula sind nicht mehr durchführbar, an einem Teil der Schulen ist der Instrumentalunterricht gänzlich gestrichen, am anderen stark gekürzt. Neben der drohenden Arbeitslosigkeit für zum Teil über fünfzehn Jahre lang beschäftigte Lehrer steht in den folgenden Jahrzehnten eine sang-und klanglose Gesellschaft bevor. Die Lehrer fühlen sich besonders bedrängt und fordern die Verlagerang von Sparbestrebungen auf Bundesheer oder Straßenbau.

„Ich glaube dem Bildungsbürger Erhard Busek seine Worte - aber seine Taten waren völlig gegensätzlich” - wundert sich Scholz. Im Februar bekannte sich der Unterrichtsminister zu einer „Verstärkung der bildnerischen und musikalischen Erziehung” und zu deren „qualitativer Verbesserung”, im März waren seine radikalen Kürzungen von Werteinheiten an den Schulen schon in die provisorische Lehrfachverteilung umgesetzt, im April hat Noch-Unterrichtsmini-ster Busek beim Innsbracker Kongreß die Musikerzieher erneut aufgefordert, „jede Gelegenheit auszuschöpfen, um von der Basis aus zu kämpfen wie Cassius Clay”. Was - dachten sich die Musiklehrer - lag wohl zwischen dem persönlichen Bekenntnis zur „Revitalisierung des Begriffes Kulturnation” und einer gänzlich gegensätzlichen ministeriellen Entscheidung?

Elternvereine mobilisieren. Deren viel zu leisen Elternaufschrei interpretiert Scholz so: „Die Eltern wollen ihre Schüler gut durch die Schulen bringen, an den ,Luxus' denken sie erst spät.” Scholz möchte die Instrumentalstunden nicht in ein Sonderbudget eingliedern, genausowenig wie den Vorschlag der Lehrer verwirklichen, die bereit waren, an den Schulen Privatunterricht zu erteilen.

„In der Demokratie hilft nur eines - reden, reden, reden. Ich will eine stärkere Brücke von der Musikkultur in Wien zur Musik in der Schule.” Er weist auf die im bundesweiten Vergleich geringe Anzahl von Musikschulplätzen in Wien hin, die die Kürzung der Instrumentalmusik besonders drastisch macht. Ideen seien jetzt gefragt, auch wenn Gewerkschaftsvertreter Spiesmeier zu beschwichtigen versuchte: „Wir haben noch jedes Jahr alle beschäftigt.”

Am liebsten hätte Scholz -Glöckels Schulreform vor Augen - eine offensive Diskussion, die den musisch-kreativen Fächern viel mehr Baum gibt. „Es muß wieder in werden, ein Instrument zu spielen.” Noch haben die Lehrer ihre” wirtschaftliche Macht für die Musikinstrumenten-und Tonträgerindustrie wie Notenverlage nicht erkannt -aber eine Kooperation mit der Bundeswirtschaftskammer bahnt sich an.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung