Enttäuscht von Synode

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Der Pfarrer, der die Ziviltrauung von Karl-Heinz und Fiona gesegnet hat, muss auf der Hut sein: Die jüngste katholische Bischofssynode riet davon wegen "Gefahr der Verwirrung Gläubiger" ab. Und sie verwarf verheiratete Priester (auch viri probati), den Eucharistie-Empfang nichtkatholischer Christen und Generalabsolutionen in Bußandachten (beides nur in Ausnahmen akzeptabel). Der Friedensgruß in der Messe sollte nicht überdehnt werden, Seminaristen müssten besser Latein lernen und Priester sich gut überlegen, die Kommunion Politikern zu gewähren, die naturrechtswidrige Gesetze akzeptieren.

Stimmt: Das ist eine starke Verknappung der Empfehlungen der Weltbischofssynode, wo insbesondere in den neu eingeführten Diskussionsstunden durchaus differenziert argumentiert wurde. Unterm Strich bleibt aber: Alles soll im Wesentlichen bleiben, wie es ist. Zum Priestermangel trägt nicht der Zölibat, sondern die allgemeine Verpflichtungsangst bei ("Mehr beten!"), und Interkommunion setze Kircheneinheit voraus, obwohl kirchliche Dokumente sie auch als "Ursprung" der Kirchenbildung nennen.

Wahr ist auch: Der Papst muss sich an diese Empfehlungen nicht halten. Aber wird er tapferer als seine Mitbrüder im Bischofsamt sein, denen jeder Mut fehlt, Visionen einer neuen Zukunft zu folgen? Immerhin: Es wurde einmal relativ offen diskutiert! Und der Innsbrucker Bischof Scheuer gestattete sich das Einbekenntnis, er sei enttäuscht vom Synodenergebnis.

Vielleicht tut es angesichts des eben gefeierten Reformationsfestes auch gut, sich zu erinnern, dass Martin Luther mit seiner Anfangskritik an bestimmten Kirchenpraktiken (z.B. Ablasshandel) Recht hatte und nur das starre Nein der Kirchenspitze ihn zu einer Radikalisierung trieb, die in Kirchenspaltung endete.

Der Autor ist freier Publizist.

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