Gemeinwohl und Medienpolitik

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Sie wurde zwar als März-Termin erwartet, war aber bloß für Frühjahr angekündigt: Medienminister Thomas Drozda hat also noch drei Monate Zeit, um mit der ORF-Enquete ins Lot zu bringen, was längst aus dem Ruder läuft. Symbolträchtig angesichts der anstehenden Aufgaben wäre der Welttag der Pressefreiheit am 3. Mai. Doch dieses Datum ist auch dreifach belastet: als Geburtstag des Staatsphilosophen und Machttheoretikers Niccolò Machiavelli; als Jahrestag von Dietrich Mateschitz' Androhung, ServusTV zu schließen; als zweiter Tag des ersten Monats mit mehr ORF-Gebühr.

Wenn bis zum Ablauf des Erscheinungstages dieser FURCHE die Medienbehörde KommAustria keinen Einspruch erhebt, zahlen wir ab Mai um 6,5% mehr für öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Je nachdem, wieviel ein Land mitschneidet, reicht das von monatlich 20,93 Euro in Oberösterreich und Vorarlberg bis zu 26,73 Euro in der Steiermark. Der Start dieser Preiserhöhung ist kein guter Zeitpunkt für eine ORF-Enquete.

Deshalb wird Drozda versuchen, seine Tagung abzuhalten, bevor der Vergleich von Preis und Wert des ORF zum Massenthema wird. Doch genau dieser Diskurs ist wichtig. Es geht darum, welche Inhalte die Finanzierung der Allgemeinheit benötigen und was ein derart Bevorzugter privaten Anbietern überlassen muss. Solch ein breites Gespräch birgt die Gefahr, dass es die Akzeptanz von Rundfunkgebühr weiter senkt. Doch das gefährdet nicht unbedingt den ORF, sondern bloß seine aktuelle Verfassung.

Die Schweiz und Deutschland haben ihren Public Service abgesichert. Die einen per Volksentscheid, die anderen durch die Rundfunkkommission aller Länder, beide mit dem gleichen Ergebnis: Finanzierung per Haushaltsabgabe. Dadurch stehen SRG, ARD und ZDF zwar nicht außer Streit, aber zumindest unter Schutz einer am Gemeinwohl orientierten Medienpolitik. Genau das braucht auch der ORF.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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