Giftstoffe im Wohnbereich

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"Was ich mir nicht herein hole, das hab ich auch nicht drin." Mit diesem trivialen Satz fasst Umweltberater Peter Kurz zusammen, wie man am besten mit Schadstoffen umgeht: gar nicht. Vor allem Farben, Lacke und Kleber enthalten oft eine Menge an giftigen Substanzen. "Problematisch wird es immer, wenn man von irgendwas viel verwendet", betont Kurz.

So enthalte etwa ein einzelner Eimer einer Wandfarbe vielleicht nicht viele giftige Substanzen. "Aber wenn ich im ganzen Haus 120 Kilo dieser Farbe verarbeite, ist das ja die 120-fache Menge an Gift. Dass man daran nicht stirbt, ist schon klar, aber der Körper ist einer permanenten Belastung ausgesetzt."

Die Belastungen durch Schadstoffe in Wohnräumen sind so verbreitet, dass die dadurch hervorgerufenen Beschwerden von der Weltgesundheitsorganisation WHO sogar schon einen eigenen Namen bekommen haben: das "Sick-Building-Syndrom", übersetzt in etwa "Krankheitsbild, das durch gesundheitsbelastende Gebäude verursacht wird".

Typische Symptome sind neben Juckreiz und tränenden Augen auch Engegefühl in der Brust, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Übelkeit. Kinder sind gefährdeter als Erwachsene, da sie Giftstoffe in höherer Konzentration aufnehmen.

Vor allem Bewohner neu gebauter oder renovierter Gebäuden leiden unter dem Syndrom, das in erster Linie auf Lösungsmittel zurück geführt wird, die wegen ihrer vorteilhaften chemischen Eigenschaften in Produkten wie Farben, Verdünnern und Fleckentfernern enthalten sind. Um Lösungsmitteln aus dem Weg zu gehen, rät Kurz, ausschließlich Mittel zu verwenden, bei denen alle Inhaltsstoffe angegeben werden.

Formaldeyhd dagegen wird vor allem als Bindemittel für die Herstellung von Holzwerkstoffen wie Spanplatten verwendet und bei offenem Kaminfeuer oder beim Rauchen freigesetzt. Es steht im Verdacht, eine krebserregende und das Erbgut schädigende Wirkung zu haben.

Ein weiteres Problem können Kunststoffe sein: Vor allem von den darin enthaltenen Flammschutzmitteln, Weichmachern und Stabilisatoren wird angenommen, dass sie stark gesundheitsgefährdend seien. Krebs, Leberschäden, eine Beeinträchtigung des Hormonsystems und der Fortpflanzungsfähigkeit könnten die Folge von zu lang andauerndem Kontakt sein.

Erst kürzlich ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt wurde die Problematik der Schwermetall-Belastung des Trinkwassers. Bei einer österreichweiten Blei-Testaktion der Umweltschutzorganisation "Global 2000" sandten 12.000 Haushalte Wasserproben an ein Testinstitut, jede zehnte Probe enthielt mehr als die zulässigen 0,05 Milligramm Blei pro Liter Wasser. Das Schwermetall reichert sich im Körper an und kann das Nervensystem schädigen.

Diese und zahlreiche andere Krankmacher wie Lärm, Schimmel und Elektrosmog hat die deutsche Stiftung Warentest in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Verein für Konsumenteninformation in dem Buch "Wohnen ohne Gift" zusammen gefasst und erläutert. Alternativen werden aufgezeigt, die rechtlichen Möglichkeiten für Betroffene jeweils für Deutschland und Österreich erklärt.

Wohnen ohne Gift

Sanieren, renovieren und einrichten

Erschienen in der Reihe "Konsument Extra" in Zusammenarbeit von Stiftung Warentest und Verein für Konsumenteninformation Österreich

Wien 2002, 208 Seiten, e 14,39

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