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Gibt es einen neuen Nazismus in Südamerika?
Es sind jetzt ungefähr drei Jahre her, daß der in New York lebende, nunmehr 81jährige, auch in Wien und Österreich der älteren Generation noch bekannte Professor Dr. Friedrich Wilhelm Foerster.erklärte, in Südamerika werde die deutsche Revanche vorbereitet. Diese Erklärung ist damals viel belacht worden. Es wurde auch in vergangenen Jahrzehnten vieles belacht, was dieser hervorragende Mann, ein wahrer Deutscher im besten Sinne des Wortes, warnend und mahnend erklärte. Er hat vieles mit prophetischem Blick gesehen, sehr viel mehr als die meisten deutschen Politiker und Soziologen, er hat den Abgrund, in den das Deutsche Reich zum zweiten Male versank, gesehen und gefühlt, als noch die Sonne schien. Ich bin damals als Herausgeber meiner in der chilenischen Hauptstadt erscheinenden „Politischen Briefe“ wiederholt gefragt worden, was denn dieser alte in New York lebende Professor unter Vorbereitung einer deutschen Revanche in Südamerika verstehen würde? Man hat miT ironischerweise die Frage vorgelegt, ob ich selbst vielleicht glaubte, daß man in Südamerika ein deutsches Heer zur Revanche vorbereiten würde? Mit nichten! Ich konnte nur darauf hinweisen — und muß es heute •ret recht tun —, daß von Südamerika und zudem von Chile aus zu Anfang der zwanziger Jahre der Kampf gegen die Weimarer Republik in die Wege geleitet und später erfolgreich durchgeführt wurde. Ich kann die von mir gestellte Frage, ob es eine neue nationalsozialistische beziehungsweise deutschvölkische Bewegung ia. Südamerika gibt, naturgemäß nur in erster Linie vom chilenischen Blickpunkt aus beantworten. Mehr odei weniger trifft das, was ich zuerst allgemein auszuführen habe, aber auf alle südamerikanischen Staaten zu, in denen sogenannte „Deutschstämmige“ leben. Es liegen keine völlig einwandfreien Zahlen über die Menschen vor, die man in Südamerika als „Deutsch-, stämmige“ zu bezeichnen pflegt.- Es gibt aber einigermaßen sichere Schätzungen. Für den ganzen südamerikanischen Kontinent kommen auch heute noch etwa drei Millionen in Frage. Davon dürften etwa der zehnte Teil, also 300 000, Reichsdeutsche sein; die übrigen sind nationalisierte Deutsche, also zum Beispiel Deutsch-Brasilianer, Deutsch-Argentinier und Deutsch-Chilenen. In ihrer Mehrzahl leben sie in den ABC-Staaten, also in Argentinien, Brasilien und Chile.
Sehen wir uns die Entwicklung in Chile als Beispiel an.
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