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Neue Zürcher Zeitung

Chefredakteur Hugo Bütler über Österreich nach der Wahl

"Haider und seine Partei sind entzaubert und auf den Boden nüchterner Realitäten herabgeholt. Die FPÖ Haiders hat fast zwei Drittel ihrer Wählerschaft verloren. Und der Mythos des scheinbar unaufhaltsamen Aufsteigers Haider ist gebrochen. Der Rechtspopulismus, der mit allerhand historischen und aktuellen Fragwürdigkeiten liebäugelt und politisiert, ist kräftig zurückgestutzt. Das ist zunächst ein Verdienst der österreichischen Wählerinnen und Wähler. [...] Die Entzauberung Haiders in den Augen der Wähler ist aber nicht etwa eine späte Folge der Sanktionen von 14 EU-Staaten. Diese Sanktionen wollten im Winter 2000 erklärtermassen eine Regierungsbeteiligung der FPÖ Haiders verhindern beziehungsweise rückgängig machen. Dieses Manöver ist in der Folge gründlich misslungen. [...] Schüssels Verdienst ist es, dass er den Machtwechsel gewagt und Haiders Partei unter Eingrenzung ihres merkwürdigen Vorsitzenden in die Regierungsverantwortung gezogen hat. Haider hat in den zwei Jahren gezeigt, dass er zum Mittragen solcher Verantwortung nicht wirklich fähig ist, hat er doch sein Regierungsteam um Vizekanzlerin Riess-Passer zerstört. Nur auf diesem Weg war es möglich, Haiders oppositionellen Ikarusflug zu entmythologisieren. Sein Sturz ... hat die innenpolitische Lage Österreichs sozusagen normalisiert. Und die ÖVP hat ... den Dank und die Ernte für Schüssels schwieriges Wagnis eingefahren. Der Bundeskanzler hat die Volkspartei von einer mittleren Schwundstufe an die Spitze gebracht. Sie politisch nun dort zu halten, wird allerdings keine leichtere Kunst sein."

Der Spiegel

Das Hamburger Magazin zum selben Thema

"Die Neigung dieser als widerständig kanonisierten Österreicher (E. Jelinek, A. Heller u. a.; Anm.), persönlichen Zorn mit nationalem Unglück zu verwechseln, hat schon Haiders Aufstieg begünstigt. Was sie sich als antifaschistische Bürgerpflicht anrechnen, ist ... in Wirklichkeit ein typisch österreichisches Missverständnis - der Glaube, dass der Reifegrad einer Gesellschaft sich ... daran bemesse, wie viele ihrer Bürger einer bestimmten Partei die Stimme geben."

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