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Bruderzwist im Osten

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„Der japanisch-chinesische Handel 1st eine Angelegenheit der nationalen Wirtschaft; das Seil, das später zur Normalisierung der diplomatischen Beziehungen führen sollte. Parteigezänke darf nicht stören.“ Diese Mahnung der größten japani- söhen Tageszeitung „Asaihi“, den japanisch-chinesischen Handel nicht zu gefährden, war an die Adressen der beiden kommunistischen Parteien gerichtet, in Peking und in Tokio. Der Versuch der kommunistischen Partei Japans, eine Art Rumänien im chinesischen Lager zu bilden, hat in kürzester Zeit zu einer beißenden Feindschaft zwischen den beiden Parteien geführt. Hier gibt es kein „Gesicht verlieren“. Vor den Augen des nichtkommunistischen Japan wurde ein Handelskrieg vom Zaun gebrochen, der bis zu gegenseitigen Denunziationen in aller Öffentlichkeit führt.

„Die freundlichen Firmen“

Vor kurzem informierte Peking japanische Politiker und Handelsinstitutionen, daß unter den „friendly firms“ in Japan kommunistische Tarnunternehmen seien, die sich an den Grundsatz der Trennung von Politik und Handel nicht hielten. Drei dieser „friendly firms“ wurden von Peking sofort vom Kreis der privilegisierten japanischen Unternehmungen ausgeschlossen. Zumindest acht andere sollen in Peking auf einer schwarzen Liste stehen.

Es ist unklar, wer wem den Handschuh' der Handelsfehde hingeworfen hat. Jedenfalls unternahm die KP Tokios fast zur gleichen Zeit eine Offensive gegen die rotehinesisdhen Handelsinteressen in Japan. Sie entzog der jährlichen Chinamesse in Kitakyushu ihre Unterstützung, ja sie verbot ihren Organisationen und Mitgliedern unter Strafe des Parteiausschlusses die Mitwirkung an der rotchinesischen Musterschau. Die führenden Repräsentanten der „Nationalen Koopeirati vgesellschaft“, einer Organisation von Repräsentanten hauptsächlich kommunistischer „friendly firms“ zur Unterstützung der Messe in Kitaky- ushiu, wurde vom rotahinesichen Bevollmächtigten Chang Tzu-Chuan der Sabotage chinesischer Wirtschaftsinteressen bezichtigt und mußte den Führungsstab auswechseln.

Eine feste Basis wankt

Der japanisch-chinesische Handel war früher die festeste Basis der Zusammenarbeit beider kommunistischer Länder gewesen. Das System der „friendly firms“ gab Peking die Möglichkeit einer gründlichen Kontrolle der Handelspartner auf japanischer Seite und garantierte den japanischen Kommunisten die finanzielle Sicherheit ihrer Unternehmungen und ein erzwungenes Wohlwollen einflußreicher Kreise der japanischen Wirtschaft. Die „friendly firms“ sind ein Konsortium japanischer Firmen, denen Peking nach dem japanisch-chinesischen Handelsboykott das Privileg des bilateralen Handels zugestanden hat. Lange Zeit durfte nur eine als „friendly firm“ anerkannte japanische Firma mit Peking Handel treiben. Es versteht sich, daß die kommunistische Partei Japans von den Möglichkeiten dieses Systems nachhaltig Gebrauch machte. „Yoyogi“, das Zentrum der Partei, gründete Tarnbüros, über die nicht privilegisierte Unternehmungen ihre Geschäfte mit Peking abwickeln mußten. Oder „Yoyogi“ ließ es sich teuer bezahlen, wenn es sich in Peking für die Anerkennung eines japanischen Unternehmens als „friendly firm“ ednsetzte. Doch die japanische KP ließ es auch an Gegenleistungen nicht fehlen; erwähnt sollen nicht die politischen, sondern die wirtschaftlichen werden. Sie konzentrierte alle Kräfte auf die

Propaganda für eine Vergrößerung des japanischen-chinesischen Handels und setzte neben den besten Funktionären auch hochbezahlte Experten bei der jährlichen Chinamesse in Katakyushu ein.

Der Handelskrieg bringt beiden, Peking und den japanischen Kom munisten großen Schaden. „Yoyogi“ sitzt natürlich auf dem viel kürzeren Ast. Die Hemmungslosigkeit, mit der sie öffentlich gegeneinander intrigieren, ist nur der Ausdruck einer Verbitterung, die sich bald mit den Maßen der chinesisch-sowjetischen Feindschaft messen läßt.

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