Diesmal ist der erfolgsverwöhnte Außenminister abgeblitzt. Als Nobutaka Machimura vergangenes Wochenende nach China aufbrach, um als Vertreter Japans eine Entschuldigung für die antijapanischen Demonstrationen in zahlreichen chinesischen Städten zu fordern, gab er sich noch siegessicher. Auch Ersatz für die Schäden an japanischen Einrichtungen in China werde er verlangen, verkündete das Mitglied des japanischen Unterhauses und der konservativen Liberaldemokratischen Partei ldp.
Aus Entschuldigung und Schadenersatz wurde nichts. Begleitet von weiteren Protesten gegen sein Land traf der 60-Jährige seinen chinesischen Amtskollegen Li Zhaoxing in Peking. Der meinte nur: "Die chinesische Regierung hat nie etwas getan, für das sie sich beim japanischen Volk entschuldigen müsste." Vielmehr müsse sich Japan für seine Kriegsverbrechen und für seinen Umgang mit der Geschichte entschuldigen.
Das japanische Schulbuch, das die chinesischen Proteste ausgelöst hatte, verharmlose Kriegsverbrechen, lautet der Vorwurf. So werde beispielsweise das Massaker von Nanking, bei dem japanische Soldaten im Jahr 1937 bis zu 300.000 Chinesen getötet hatten, im Buch als "Zwischenfall" bezeichnet. Machimura selbst ist an dem Eklat um das Buch allerdings nicht ganz unschuldig. Schließlich hatte er im Jahr 2001 die seinerzeit schon kritisierte Erstausgabe als damaliger Bildungsminister genehmigt. Jetzt ist die zweite Auflage gedruckt, und die chinesischen Forderungen nach Nachbesserung der Inhalte sind nicht erfüllt, manches soll sogar noch mehr verfälscht worden sein.
Freilich ist das Schulbuch, das ab kommendem Jahr Schülern zwischen 13 und 15 Jahren offenbar die japanische Sicht der Geschichte näher bringen soll, nur der Auslöser für Proteste, die der chinesischen Regierung anscheinend nicht ganz ungelegen kommen - sonst würde die Polizei wohl in gewohnter Manier gegen die Demonstranten vorgehen, bisher gab es jedoch nur Verwarnungen für die Steinwerfer. Die Beziehungen leiden vielmehr unter ungeklärten Gebietsstreitigkeiten im Ostchinesischen Meer, in dem Japan nun nach Erdgas bohren will. Und darunter, dass Japan für die Beibehaltung des eu-Waffenembargos gegen China eintritt. Dazu kommt, dass Japan Taiwan nicht nur als abtrünnige Provinz Chinas sehen will. Andererseits strebt Japan einen Ständigen Sitz im un-Sicherheitsrat an. Und den will wiederum China verhindern, das einen solchen schon hat.
Machimura steht also noch einiges bevor, wenn er die eingefrorenen Beziehungen zwischen Japan und China verbessern will. Aber als gelernter Wirtschaftswissenschafter ist ihm klar, dass China einer der wichtigsten Handelspartner Japans ist. Und den dauerhaft zu vergrämen, kann sich Japan wohl nicht leisten. Das gilt allerdings auch umgekehrt. claf
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