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Konstruktionsfehler wurden nicht ausgemerzt

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"^Tach zwei Wochen harten Feil-% Sehens gelang es den acht Par-i. 1 teien der Koalition, die Hoso-kawa mit Mühe zusammengehalten hatte (FURCHE 15/1994), sich unter dem Außeruninister Tsutomu Hata zusammenzuraufen, ohne sich auf ein gemeinsames Programm festzulegen. Das Kabinett Hata krankt daher von Anfang an am gleichen Konstruktionsfehler, der schon Ho-sokawa zum Scheitern verurteilte. Niemand wagt deshalb, ihm eine lange Lebensdauer über die nächsten Unterhauswahlen hinaus zu prophezeien, die erstmals nach dem reformierten Wahlmodus zu veranstalten sind.

Die mittelalterliche Schlachtordnung kaimte den verlorenen Haufen, der den Rückzug der Hauptmacht zu decken hatte und von vornherein abgeschrieben war. Der abrupte Rücktritt Hosokawas hatte Japan in eine seit dem Krieg nie erlebte Krise gestürzt. Nicht weniger als acht Namen wurden als Nachfolger in die Diskussion geworfen. Vergangen sind die Tage, da Henry Kissinger die Berechenbarkeit der japanischen Innenpolitik rühmte, weil man schon vorausehen konnte, wer in zehn Jahren zum Premier gekürt würde. Damals sorgten fünf Selbstversorgungsgesellschaften, die sich LDP als Partei nannten, dafür, daß ihre Häuptlinge nach je zwei Jahren einander ablösten.

Nun zeigte sich aber, daß die Koalition schon vor dem Sturz Hosokawas praktisch auseinandergebrochen war. Zuerst versuchte die Linke wrie die Rechte durch Zuzug von Splittern aus der LDP eine Mehrheit zu gewinnen, was aber mißlang. Nachdem die Opposition 38 Jahre in der Wüste gedarbt hatte, boten die Fleischtöpfe der Ministerposten genügend Anreiz, daß sich die Koalition neu formierte.

Allerdings gelang es nicht, alle acht Parteien auf ein gemeinsames Programm zu verpflichten, denn die Sozialisten lehnten immer noch die Erhöhung der Konsimisteuer ab, die durch den von den USA geforderten Abbau der direkten Steuern erforderlich vnirde. Auch opponieren sie gegen eine Teilnahme Japans an Sanktionen gegen Nordkorea, falls solche von der UNO wegen der verborgenen Atomrüstung verhängt werden sollten.

Die Finanzzahlungen der in Japan lebenden Koreaner sind eine der wichtigsten Quellen von ausländischen Devisen für das bankrotte Regime des letzten Stalinisten. Auch lieferten koreanische Firmen jahrelang illegal kriegstechnisches Gerät in den Norden, nicht zuletzt auch für die Atomrüstung, die Japan direkt bedroht. Neue Gesetze sollten einen Riegel vorschieben, doch will die Sozialistische Partei davon nichts wissen.

JAPANS MARKT IN GUTEM UCHT

Die erste Aufgabe der neuen Regierung wird die Verabschiedung des Staatsbudgets sein, das schon mehr als ein Monat im Verzug ist. Im Juni sollten dann die neuen Steuergesetze verabschiedet werden, die Verlagerung von direkten auf indirekte Steuern zur Ankurbelung der Bin-nenkonjunktur. Im Juli wird das Treffen der G-7 Industriemächte stattfinden, bei dem Japan erneut unter Druck geraten wird; derm die von den USA als Kampfmaßnahme bewirkte Erhöhung des Yen-Wertes zur Verminderung des Handelsüberschusses erreichte genau das Gegenteil: der hohe Yen verbilligte die Einfuhren, während die sich belebende Konjunkti* in den USA die höheren Exportpreise aus Japan verkraftet.

Gerade zur rechten Zeit vrirft die Erfahrung einer amerikanischen Firma auf dem angebhch so verschlossenen Markt in Japan ein gutes Licht. Die Apple Computer Inc. stieg 1977 ins Geschäft ein mit Anweisungen über den Gebrauch der Produkte nur in Englisch, mit Managern, die kein Wort Japanisch verstanden. Nach zehn Jahren des Dahindümpelns geruhte die Firma, die Erläuterungen auf Japanisch vorzulegen, unter einem Management, das Japan kannte. Heute belegen ihre Produkte 14 Prozent des Marktes, der Umsatz dürfte bald eine Milliarde Dollar erreichen. Die deutschen Autofirmen, die ein gutes Netz von Dienstleistungen aufbauten, gehen ebenfalls auf diesen Erfolgskurs.

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