Hand Pflege - © Foto: Pixabay

Rezension "Die Weisheit der Demenz"

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Gedächtnisverlust gehört zum Altwerden dazu, argumentiert Hildegard Nachum in „Die Weisheit der Demenz“. Mittels Perspektivenwechsel gelingt es Patienten und Angehörigen dennoch weiter in Beziehung zu bleiben. Ein Mutmacher-Buch – mitnichten nur für Betroffene.

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Gedächtnisverlust gehört zum Altwerden dazu, argumentiert Hildegard Nachum in „Die Weisheit der Demenz“. Mittels Perspektivenwechsel gelingt es Patienten und Angehörigen dennoch weiter in Beziehung zu bleiben. Ein Mutmacher-Buch – mitnichten nur für Betroffene.

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Grünland. Häuser, die in einem Kreis angeordnet sind. Ebenerdig. In den Gebäuden leben alte Menschen in Wohngemeinschaften. In der Mitte befindet sich eine imposante Eiche. Auf einer Tafel ist zu lesen: „Alle Menschen haben das Recht, auch einer unerträglichen Realität Sinn zu geben […].“

In ihrem Buch „Die Weisheit der Demenz“ kreiert Hildegard Nachhum ihre ganz persönliche Zukunftsvision, wie ein Leben mit Demenz würdevoll gestaltet werden kann. Ihre Absicht ist augenfällig. Die Pflege und Fürsorge von Demenzkranken ist häufig unzureichend. Auch, weil Angehörige oder Pflegekräfte zu wenig wissen über die Diagnose und ihren Umgang damit.

„Ohne Geist“ lautet die deutsche Übersetzung von „dementia“, von dem sich der Begriff Demenz ableitet. Betroffene verlieren im Krankheitsverlauf größtenteils ihre Unabhängigkeit und bedürfen permanenter Außenhilfe. Für letzteres empfiehlt Nachum „Validation“, eine Methode, die von der deutschamerikanischen Gerontologin Naomi Feil (sie verfasste auch das Vorwort im Buch) entwickelt wurde und die darauf ausgerichtet ist, Demenzkranken und ihren Angehörigen eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen.

Autorin Hildegard Nachum wiederum ist Referentin in Ausbildungsprogrammen von geriatrischen Pflegekräften und versucht diese für die Bedürfnisse von Dementen zu sensibilisieren. Validation, so schreibt sie, ist indes mehr als eine Kommunikationsmethode. Tatsächlich ginge es um eine Grundhaltung alten Menschen gegenüber.

Emotion statt Logik

Nachum appelliert an ihre Leserinnen und Leser, den Gedächtnisverlust als Faktum anzuerkennen, der zum Altwerden dazugehört. Die Autorin beschreibt, dass sich der Pflegende im Umgang mit Dementen von einem bewährten Problemlöseverhalten verabschieden sollte. Während der Nicht-Demente als „Kopfmensch“ gewöhnt ist, mit Logik voranzukommen, könnten sich Demente selbsterklärend darauf nicht mehr stützen. Genau diese Diskrepanz empfiehlt Nachum zu überwinden. In der Beziehung zu einem Dementen ist es sinnvoller, auf Emotion und weniger auf Kognition zu setzen. „Denn der Mensch bleibt immer Mensch, er besteht nicht nur aus Gehirn, sondern auch aus Emotionen, Erfahrungen und intuitivem Wissen. […]“

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