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Widerstand von rechts

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Nachdem es den Anschein hat, als raffe sich nur der internationale Sozialismus zu einer kritischen Beurteilung der gewaltsamen Umwälzungen in Griechenland auf, ist es an der Zeit, mit Hintergründen und Hintermännern des zwielichtigen Phänomens der Athener Militärdiktatur aus christlicher und demokratischer Sicht zu Gericht zu gehen.

War es in den ersten Tagen unerhört schwer, die verworrenen Ereignisse zu durchschauen und sich ein klares Bild vom ideologischen Standort, der taktischen Marschroute und den wahren Zielen der Revolutionäre zu machen, so lassen sich heute die widersprüchlichen und propagandistisch verschleierten Züge des Regimes auf einen Nenner festlegen, der ihre zuverlässige Wertung ermöglicht, mag diese auch dem Beruhigungsbiid widersprechen, das sich Europas politische Schläfer von der Lage in Griechenland machen wollen.

Die hellenischen Diktatoren gefallen sich in der Rolle der verkannten, antikommunistischen Märtyrer, die heldisch gegen die Verschwörung der internationalen Linken kämpfen. Dieser wieder und wieder abgeleierte Slogan erinnert au sehr an die „Verschwörung des internationalen Judentums“, als daß er überhaupt ernst genommen werden könnte. Die kommunistische Bedrohung Griechenlands von innen wie außen ist wohl akut, doch potentiell nicht größer als die Österreichs auch. Wenn man allerdings die Liberalen und Sozialdemokraten zu den Kommunisten rechnet, wie das die griechische Zensurpresse anläßlich der Vermittlungsmission der Sozialistischen Internationale tat, wächst die rote Gefahr. Aber wir Athener Auslandskorrespondenten warten immer noch auf die 70 Lastwagen mit Revolutionsmaterial, die Propagandaminister Papadopoulos vor Monatsfrist verheißen hatte.

Es gibt keine Zweifel darüber, daß Griechenlands äußerste Linke im Notfall zu bewaffneter Machtergreifung bereit war. Da sie ihre Ziele jedoch mit Hilfe der politischen Unerfahrenheit von Andreas Papandreou auf demokratischem Wege zu erreichen hoffte, paßte Gewaltanwendung vorläufig nicht in ihr taktisches Programm. Die kommunistisch kontrollierte EDA blies sogar ihren Marathonfriedensmarsch ab, um nur ja nicht Papandreous liberalen Wählerstock vor den Kopf zu stoßen und der sich anbahnenden Volksfront abspenstig zu machen.

Der Mythos von der kommunistischen Gefahr ist nichts als ein Schauermärchen rechter Diktatoren. Aber gegen wen richtete sich nun tatsächlich der Staatsstreich vom 21. April und wer waren die politischen Hintermänner der Offlziersrevolte? Die Antwort darauf ist eindeutig und klar:

Der Putsch des 21. April richtete sich geradewegs gegen den gemäßigten Ministerpräsidenten KonelZo-poulos und die demokratische Rechte, die zur Aussöhnung mit Georg Papandreou und einer großen Koalition mit dem liberalen Flügel der Zentrumsunion nach den Wahlen entschlossen war.

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