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Mozarts Krönungsoper

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Der Salzburger Wiederbelebungsversuch von Mozarts vergessener Festoper zur Krönung Leopolds II., „La clemenza di Tito („Die Güte des Titus“) wird nun im Theater an der Wien wiederholt. Trotz der ernsten an die Wiederbelebung gewendeten Arbeit scheint eine längere Lebensdauer des Werkes wenig wahrscheinlich. Denn die Güte des Titus ist leider nicht die Güte der Oper, die bekanntlich nicht dem inneren Schaffensdrang Mozarts, sondern einem äußeren Anlaß entsprang, der ihn zwang, ein in seinem Sinne schon damals veraltetes Textbuch in achtzehn Tagen zu komponieren. Eine Fülle herrlicher Mozart-Musik steckt dennoch auch in diesem Werke und hebt es über seine eng begrenzte Kulissenwelt viel höher hinaus, als alle In- szenierungs- und Dekorationshilfe dies vermag. Metastasios stark schablonenhafte Dichtung bleibt auch in der Übersetzung und Bearbeitung von Hans Curjel und Bernhard Paumgartner ein Spiel der Figurinen um eine Menschheitsidee, die viel zu handgreiflich serviert ist, um dramatisch zu wirken. Die Simplizität der Handlung ergibt einen Wider- Spruch zu ihr, dem der tönende Geist Mozarts alle Mühe hat, das Komische zu nehmen. Der gütige Titus steht an der Grenze des guten Kerls, und nur Julius Patzaks würdevolle Vermenschlichung der Rolle, die mit außerordentlich feinem Takt alles Zuviel, wo immer möglich, vermeidet, bewahrt den Kaiser vor dieser Verspießerung. Bei dem ständig zwischen der Lichtgestalt des gekrönten Freundes und der aus einem einzigen schwarzen Gedanken bestehenden Vitellia, die Richtung des Verrates wechselnden Sextus muß man sich vollends an die (ebenso herrlichen als schwierigen) Arien halten, um ihn genießbar zu finden, was in Martha Rohs' Verkörperung allerdings leicht gelingt. Der an sich vornehmen und großlinigen Inszenierung (deren obszöne Wandzeichnungen das einzige Realistische sind) fällt es leichter als dem Zuschauer, spartanische Andeutung der Szene und Filmkulisse, Schreibtisch, Gong und Kolosseum unter einen Flut zu bringen. Hoch über diesen Schwächen freilich stand die künstlerische Leistung der Ausführenden, unter denen außer den bereits Genannten nicht zuletzt der glockenhaft schön singende Chor und das funkelnde Orchester unter der begeistert zu Mozart stehenden, gleicherweise schwung- wie maßvollen Leitung Prof. Krips' hervorzuheben sind. Als reizvolle mozartische Besonderheit sind wir der Aufführung des Werkes zu Dank verpflichtet. An seine Spielplandauer glauben wir nicht.

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