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Alles nur ein großer Fonds?

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Nachdem das Konzept „Insel der Seligen“ von finsteren Mächten in Unordnung gebracht wurde, zog man dieser Tage flugs das neue Patentrezept aus dem Hut. Es heißt: Ausgleich - ganz Österreich ein einziger Fonds.

Einige Ölgesellschaften machen trotz angeblich ungenügender Preise Gewinne, weil sie auf billiges heimisches Rohöl und vergleichsweise billiges Importöl zurückgreifen können, andere Verluste, weil sie diese Be- nefizien nicht haben, und wollen deshalb höhere Preise.

Wozu hält sich Österreich eine Energieverwertungsagentur, wenn wir vor so einem läppischen Problem kapitulieren wollten? Gemäß EVA-Rezept ‘ ist in so einem Fall bei den aktiven Ölgesellschaften bloß eine Umlage einzuheben und den passiven zwecks Abdeckung ihrer Verluste zur Verfügung zu stellen!

Nach diesem famosen, dem Wettbewerbsdenken ungemein förderlichen System könnten überhaupt gleich sämtliche Konkurse hintangehalten werden: Gut besuchte Hotels zahlen eine Abgabe zugunsten schlecht ausgelasteter, eine Abgabe auf japa- > nische Autos macht englische wieder verkäuflich, eine Heurigenumlage macht unsere Stahlindustrie wieder finanzkräftig!

Ausgerechnet Wien, die Stadt der kommunalen Finanzgenies, sollte da zurückstehen? Tut sie auch nicht. Von hier kommt der Vorschlag, die Verteuerung der Kredite nicht auf die Kreditnehmer durchschlagen zu lassen. Was die bösen Banken mehr verlangen, zahlt einfach der gute Onkel Leopold dazu. Wie rührend!

Kaum hat man die eine Fiktion aufgegeben, baut man die nächste auf: Ja, die Zeiten werden schlechter, aber fürchtet Euch nicht, Ihr werdet es nicht spüren.

Abgesehen einmal davon, daß h la longc mit leeren Töpfen nicht ausgeglichen werden kann, konterkariert der Versuch, alles und jedes auszugleichen, natürlich die volkswirtschaftliche Gesamtsteuerung. Höhere Kreditkosten sollen den Konsum reduzieren, die höheren Sparzinsen Anreiz zum Sparen sein. Wer aber wird sich schon dazu durchringen, wenn man ihm suggeriert, daß die Medaille keine Kehrseite hat, daß es ohnehin möglich ist, die Vorteile ohne Nachteile zu genießen?

Mit derlei abstrusen Ausgleichs- und Fondsideen bringt man zugleich auch den Grundgedanken des Ausgleichs in Mißkredit, dort wo er am Platz und unverzichtbar ist: Zwischen Gesunden und Kranken etwa.

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