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Auf neuen Wegen

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Das Druckereigewerbe der ganzen Welt ist heute in einer Umfunktionierung begriffen. Die Löhne dieser Spitzenbranche klettern ununterbrochen in die Höhe. Auch die Preise des Papiers, von dem ja jede Druckerei abhängig ist, steigen ständig. Die Nebenkosten, wie Strom, Wasser, Porto usw., klettern dauernd: Begreiflich, daß diese Branche ständig auf der Suche nach Rationalisierungen ist. Rationalisierung in dieser Branche bedeutet vor allem immer wieder: Anschaffung neuester Maschinen, die schneller und besser arbeiten und weniger Bedienung benötigen. Eine weitere Zeiterscheinung hat zutiefst in das Leben der Druckereibranche eingegriffen: die internationale Krise auf dem Zeitungsmarkt. Auf welche Ursachen sie zurückgeht, ist bis heute noch nicht ganz geklärt. Nur eines ist sicher: daß diese Krise besteht. New York, eine Stadt mit mehr Einwohnern als die ganze Republik Österreich, besitzt nur noch drei Tageszeitungen. Auch München hat nur noch drei Tageszeitungen, Hamburg nur noch vier. Wien besaß im Jahr 1938, vor dem Anschluß, noch 16 Tageszeitungen. Heute sind es nur noch fünf. Davon sind drei schwer passiv und können nur durch Subventionen aufrechterhalten werden.

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Das Druckereigewerbe der ganzen Welt ist heute in einer Umfunktionierung begriffen. Die Löhne dieser Spitzenbranche klettern ununterbrochen in die Höhe. Auch die Preise des Papiers, von dem ja jede Druckerei abhängig ist, steigen ständig. Die Nebenkosten, wie Strom, Wasser, Porto usw., klettern dauernd: Begreiflich, daß diese Branche ständig auf der Suche nach Rationalisierungen ist. Rationalisierung in dieser Branche bedeutet vor allem immer wieder: Anschaffung neuester Maschinen, die schneller und besser arbeiten und weniger Bedienung benötigen. Eine weitere Zeiterscheinung hat zutiefst in das Leben der Druckereibranche eingegriffen: die internationale Krise auf dem Zeitungsmarkt. Auf welche Ursachen sie zurückgeht, ist bis heute noch nicht ganz geklärt. Nur eines ist sicher: daß diese Krise besteht. New York, eine Stadt mit mehr Einwohnern als die ganze Republik Österreich, besitzt nur noch drei Tageszeitungen. Auch München hat nur noch drei Tageszeitungen, Hamburg nur noch vier. Wien besaß im Jahr 1938, vor dem Anschluß, noch 16 Tageszeitungen. Heute sind es nur noch fünf. Davon sind drei schwer passiv und können nur durch Subventionen aufrechterhalten werden.

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Auch die Druckerei des Herold-Verlages war noch bis vor wenigen Jahren zu 80 Prozent eine Rotationsdruckerei. Die internationale Krise auf dem Zeitungsmarkt machte sich auch bei der Rotationsabteilung des Herold-Verlages bemerkbar. Einige große Druckaufträge gingen durch die Einstellung von Zeitungen gänzlich verloren, so der Druckauftrag der Tageszeitung „Volksblatt", der Wochenzeitungen „Wiener Montag" und „Grazer Montag", der Druckauftrag „Der Jungarbeiter". Bei manchen Druckaufträgen ging und geht die Auflage zurück. Das Volksblatt hatte einst eine Auflage von 250.000 Stück, vor seiner Einstellung von nur noch 85.000.

Auch die „Herold"-Druckerei mußte, wollte sie allen diesen Zeit-erscheinunigen Paroli bieten, neue

Wege beschreiten, um auf diesen zu neuen Produktionen zu gelangen. Neue Wege bedeuten neue Investitionen.

Der Verein Herold beschloß im Spätherbst 1971, im Laufe des Jahres

1972 Investitionen in der Höhe von rund 5 Millionen Schilling durchzuführen. Der Zeitpunkt hiefür war auch noch aus einem anderen Grund richtig gewählt. Denn ab 1. Jänner

1973 gilt eine Investitionssteuer in der Höhe von 12 Prozent. Vor diesem Zeitpunkt durchgeführte Investitionen werden ohne diese Belastung getätigt. Im konkreten Fall der „Herold"-Druckerei bedeutet dies eine Ersparnis von 600.000 Schilling.

Folgende Abteilungen wurden neu eingerichtet: • Eine Offsetabteilung (der Herold- II Verlag besaß bereits vor 1938 eine d solche Abteilung, doch nach der Beschlagnahmung durch das NS-Regime verschwand diese Einrichtung, ohne daß je eruiert werden konnte, wohin sie gekommen ist). • Eine Magnetkontenabteilung zur Herstellung der immer mehr benötigten Computerkarten. Mit der Einführung der Mehrwertsteuer wird der Bedarf an solchen Karten noch ständig wachsen. Aber jetzt schon kam es vor, daß diese neu eingerichtete Abteilung zeitweilig in drei Schichten arbeiten mußte. •I Eine Abteilung für Photosatz, die es der Druckerei ermöglicht, weitgehend vom Blei, einem der wichtigsten Materialien für jede Druckerei, frei zu werden. Die Verwendung von Photosatz bedeutet außerdem eine enorme Raumersparnis, da Bleisatz wesentlich mehr Raum einnimmt als Photosatz.

• Neu ausgebaut wurde die Abteilung Chemiegraphie.

• Ausgebaut zu einer eigenen Abteilung wurden die „Glaubensbriefe", eine neue Form der Seelsorge für Fernstehende. Durch viele maschinelle Einrichtungen ist es in Zukunft möglich, rund 700.000 solcher Briefe monatlich zu kuvertieren und zu versenden. Der ganze Umbau wurde außerdem benützt, um weitere Rationalisierungen innerhalb des Betriebes durchzuführen, wie die Einsparung von Wegen, die Verbesserung von Lagerungsmöglichkeiten usw.

Natürlich bleibt die Rotationsabteilung nach wie vor bestehen. Aber auch hier wurden durch Verlegung des Expedits in die Rotationssäle viele bisher notwendige Transportwege eingespart.

Auch die Abteilung Buchdruck bleibt wie bisher bestehen.

Vor Jahren schon hat das „Herold"-Unternehmen, um die Immer stärker aufsteigende Krise im Druckereigewerbe meistern zu können, ein großes Netz von Buch- und Papierhandlungen sowie von gemischten Buch- und Papierhandlungen teils in Wien, teils in den österreichischen Ländern errichtet. Gleichzeitig wurde der Verlag Leitner in Wels, ein Verlag für Schulbehelfe, erworben. Die Umsätze der AuslieferungsabteiJung, die rund 40 schweizer und deutsche Verlage vertritt, konnten wesentlich gesteigert werden. Die Niederlassung in München, die nicht nur die eigenen Buchverlage Herold und Leitner sowie den Wiener Dom-Verlag und den Oberösterreichischen Dandesverlag ausgeliefert hatte, übernahm auch die Auslieferung und Vertretung des österreichischen Bundesverlages, des Verlages für Jugend und Volk und des Europa-Verlages, Wien.

In einer schlichten Feier wurden die neuen Abteilungen des Herold-Verlages durch den Obmann des Pressvereines Herold, Weihbischof DDr. Jakob Weinbacher, am Freitag, dem 23. Juni 1972, eingeweiht. Es war ein richtiges Familienfest, denn an der Feier nahmen nicht nur die Mitglieder des Hauses Herold und viele Freunde, sondern auch sämtliche Arbeiter und Angestellte des Unternehmens teil. Zum 70. Geburtstag des Obmannes, am 17. Dezember 1971, hatte bei einer ähnlichen kleinen Feier das Unternehmen verlautet, daß es als Geschenk für seinen Obmann diesen Umbau durchführen werde. Dieses Versprechen, das manchem damals leere Worte zu sein schienen, ist erfüllt worden. Und der Verlag Herold kann auf neuen Wegen in eine neue Zukunft gehen.

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