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Miteinander statt gegeneinander
Bewegung in einigen katholischen Druck- und Verlagshäusern: der OÖ Landesverlag erhält eine Kapitalspritze, NÖ Pressehaus und Herold in Wien sollen fusioniert werden.
Bewegung in einigen katholischen Druck- und Verlagshäusern: der OÖ Landesverlag erhält eine Kapitalspritze, NÖ Pressehaus und Herold in Wien sollen fusioniert werden.
Zu Veränderungen kommt es schon in allernächster Zeit bei drei Häusern des katholischen Verlags- und Druckereiwesens:
Der 00 Landesverlag Linz wird mit neuen Partnern in eine OO Landesverlag-Gesellschaft m. b. H. umgewandelt.
Im Osten Österreichs werden das NO Pressehaus St. Pölten und das Druck- und Verlagshaus Herold Wien aller Voraussicht nach fusioniert
Nicht zuletzt nutzen die neuen Firmenkonstruktionen die Chance steuerlicher Vorteile der Novelle zum Strukturverbesserungsgesetz vom 1. Jänner 1981, die die. Einbringung von Einzelfirmen oder Vereinen in eine Kapitalgesellschaft schmackhaft macht.
Als notwendig erwiesen haben sich sowohl die Fusion im Osten wie auch die Hereinnahme neuer Finanzpartner in den Linzer Landesverlag aber in erster Linie wegen der gespannten Ertragslage der graphischen Branche insgesamt.
So brachte eine expansive Unternehmenspolitik während der letzten 15 Jahre dem OO Landesverlag zwar eine Verdoppelung hinsichtlich der Beschäftigten, der Anzahl der Standorte, der Gebäude, der Zeitungen, der Buch-und Papierhandlungen, aber der Wermutstropfen dabei: Alle Investitionen wurden praktisch ausschließlich mit Fremdkapital getätigt. Die seit geraumer Zeit hartnäckig anhaltende Konjunkturflaute sowie das gleichzeitige Ansteigen der Kreditkosten machten daher die Zufuhr von Eigenkapital zur Uberlebensfrage des OO Landesverlages.
Mehrheitseigentümer der neuen Gesellschaft ist nunmehr die Diözese Linz mit 51 Prozent. Eine Minderheitsbeteiligung von 38 Prozent erwirbt die Raiffeisen-Zentralkasse für Oberösterreich. Rund acht Prozent verbleiben dem bisherigen Eigentümer, dem Katholischen Preßverein Linz, und mit etwa drei Prozent engagiert sich die österreichische Zei-tungs-, Verlags- und Vertriebsgesellschaft (die Eigentümerin der
ÖVP-Tageszeitung „Neues
Volksblatt”, das im Landesverlag gedruckt wird).
Gesucht wird noch ein neuer Generaldirektor für das renommierte Linzer Druck- und Verlagshaus, da der bisherige Unternehmenschef Hubert Lehner sich in Zukunft ausschließlich dem Bereich Buch-, Zeitungs- und Zeitschriftenverlag widmen wird.
Nicht ganz freiwillig: Denn die Ablöse Lehners an der Unternehmensspitze wurde in erster Linie von Seiten der Raiffeisen-Zen-tralkasse gefordert: Nur eine starke, betriebswirtschaftlich gut ausgebildete Persönlichkeit könne, so die ..grünen” Banker, das
Unternehmen sanieren, den Jahresumsatz von 700 Millionen Schilling (1981) und die 950 Arbeitsplätze halten.
Das Bischöfliche Konsistorium der Diözese stimmte der Ablöse Lehners aber erst zu, nachdem garantiert war, daß der alte „General” auch in Zukunft „an verantwortlicher Stelle” des Betriebes verbleibt und der neue Mann neben den rein betriebswirtschaftlichen Zielen auch den ideellen Auftrag des OO Landesverlages im Auge behalten werde.
Gleichfalls auf Drängen der zuständigen Bischöfe traten das NO Pressehaus St Pölten und Herold
Wien vor rund einem Jahr in Kooperationsverhandlungen ein.
Trotz einiger Unstimmigkeiten und Mißverständnisse ist die Fusion beider Unternehmen zum 30. September 1982 weitgehend fix, obwohl die formale Vollziehung noch aussteht
Die St. Pöltner Drucker haben einen beachtlichen Bauchaufschwung hinter sich. Aus einem v Mittelbetrieb mit knapp fünfzig Beschäftigten entwickelte sich das Unternehmen während der letzten 20 Jahre zu einem modernen Druck- und Verlagshaus, dem nunmehr größten in Niederösterreich, das heute 340 Mitarbeiter beschäftigt und rund 260 Millionen Schilling jährlich umsetzt (1981).
Sinnvoll und tragfähig
Allerdings stöhnt auch das NO Pressehaus seit einiger Zeit unter dem Konjunktureinbruch und unter der oft mörderischen Konkurrenzsituation im graphischen Bereich.
Eine etwas andere Betriebsentwicklung hat der Wiener Herold-Verlag in den vergangen Jahren genommen.
1976 kam nach der Fusion von Herold und Wiener Domverlag als Krisenmanager Josef Niedermai-er in die Wiener Strozzigasse. Niedermaier setzte auf eine behutsame Betriebsentwicklung. 1981 machten die 140 Herold-Be-schäftigen 90 Millionen Schilling Umsatz.
Dennoch ist auch bei Herold eine bessere Eigenkapitalausstattung dringliche Notwendigkeit Die Voraussetzung dafür soll die Fusion der katholischen Druck-und Verlagshäuser in Wien und St. Pölten schaffen.
Wie sinnvoll und tragfähig verstärkte Zusammenarbeit aller k? -tholischen Häuser dieses Wirtschaftsbereichs sein kann, zeigt augenscheinlich die Kooperation bei der Herausgabe von Schulbüchern - und die FURCHE. Ihr Erscheinen sichert in hohem Ausmaß auch die Solidarität katholischer Verlagshäuser — nicht zum Schaden aller Beteiligten.
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