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Immer Seelsorger

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Am 20. Dezember feiert der Sekretär der österreichischen Bischofskonferenz und bischöfliche Vikar für die Orden im Bereich der Erzdiözese Wien seinen 70. Geburtstag. Das Haus Herold und die „Furche“ haben einen besonderen Anlaß, dieses Tages festlich zu gedenken. Gehört doch der Jubilar seit dem Jahr 1962 dem Preßverein an und bekleidet er seit dieser Zeit auch die Stelle des Obmannes des Vereines, die vor ihm der berühmte Moraltheologe Professor Dr. Franz Martin Schindler, dann Prälat Dr. Ignaz Seipel und Prälat Jakob Fried, der Gründer des „Kleinen Volksblattes“, innehatte. (Weihbischof Dr. Josef Streidt wurde nur durch seinen plötzlichen Tod gehindert, nach dem Rücktritt des Prälaten Fried die Wahl zum Obmann anzunehmen. In der „obmannlosen“ Zeit führte Generaldirektor Doktor Gustav Weigel als Obmannstellvertreter die Geschäfte des Vereins.)

Seitdem Weihbischof Dr. Weinbacher dem Verein Herold angehört, ist er ein tatkräftiger und unermüdlicher Vertreter der Anliegen des Vereins. Dem Verein Herold selbst und seinen Unternehmungen war er allerdings schon lange verbunden. Denn 1926 wurde der damalige Kaplan Dr. Weinbacher erzbischöflicher Zeremoniär des damaligen Präsidenten des Vereines Herold, Kardinal Dr. Gustav Piffl, und kam dadurch in intensiven Kontakt mit dem Haus Herold, seinen führenden Leuten und seinen Unternehmungen. Dazu kamen persönliche und auch freundschaftliche Bindungen zu vielen Mitgliedern des Vereines Herold, wie Dr. Friedrich Funder, Vizekanzler Richard Schmitz, Hofrat Krasser, Leopold Kunschak, Präsident Viktor Kienböck und vor allem auch Prälat Seipel. Das Haus Herold war immer ein Haus, in dem ein Stück österreichischer Geschichte lebendig war und das mit seiner Existenz immer versuchte, der Kirche und der Heimat Österreich zu dienen. Zwei Bestrebungen, denen der Jubilar ebenfalls sein ganzes Leben gewidmet hatte. Denn das Leben Dr. Jakob Weinbachers durchzieht eine tiefe Liebe zu seiner österreichischen Heimat. Für sie war er jederzeit bereit, sein Leben einzusetzen. Und tatsächlich wurde er gerade deshalb mehrmals in seiner Existenz bedroht. Schon im Herbst 1938 wurde DDr. Jakob Weinbacher von der Gestapo verhaftet und nach Mecklenburg, weit von der österreichischen Heimat, verbannt. Dr. Weinbacher war damals gerade 37 Jahre alt. 1924 hatte er die Priesterweihe empfangen und war zuerst Kaplan in Laa an der Thaya geworden, jener berühmten Pfarre der Erzdiözese Wien, die fast jeder kommende Bischofskandidat als Kaplan betreut hat. Nach zweijähriger Kaplanstätigkeit wurde er, wie schon erwähnt, erzbischöflicher Zeremoniär Kardinal Piffls. Sein Ober hirte sandte ihn, nachdem er in Wien das theologische Doktorat erworben hatte, zum Studium des kanonischen Rechtes nach Rom. Seine Studien in Rom schloß Weinbacher ebenfalls mit dem Doktorat ab. Sein Aufenthalt in Rom vermittelte ihm aber außerdem eine genaue Kenntnis dieser Hauptstadt der Christenheit und eine perfekte Kenntnis der italienischen Sprache, zwei Tatsachen, die in seinem spä teren Leben eine große Hilfe für seinen Beruf waren. 1932 ernannte ihn der neuernannte Wiener Erzbischof Dr. Innitzer zum erzbischöflichen Sekretär. Beim Sturm auf das Erzbischöfliche Palais, im Oktober 1938, entging er wie durch ein Wunder schweren Verletzungen, wenn nicht dem Tod. Aber er entging nicht der Rache der Gestapo, die ihn nach Norddeutschland verbannte. 1943 wurde er wieder verhaftet und mußte zwei Jahre im Stettiner Ge fängnis verbringen, zwei elende Jahre, voll Not und Hunger, die nur noch ärger für die polnischen Mitgefangenen des kommenden Weihbischofs waren, da diese nur jeden dritten Tag die ohnedies schmale Essensportion erhielten. Zum Skelett abgemagert, kehrte Wkinbacher nach der Befreiung Österreichs in seine Heimat zurück, voller Energie, bereit, für den Wiederaufbau der Kirche in Österreich und seiner Heimat zu wirken. 1945 wurde Dr. Weinbacher ins Domkapitel berufen und zum Leiter der Caritas der Erzdiözese Wien ernannt. (Der spätere Direktor des Buchverlages Herold, Maximilian Heine-Geldern, war damals bei ihm tätig.) Am 4. März 1950 ernannte ihn Kardinal Innitzer zum Generalvikar. 1952 wurde Monsignore Weinbacher von Papst Pius XII. als Nachfolger von Bischof Hudai zum Rektor der Nationalstiftung Santa Maria dell’Anima ernannt.

Der Rektor der Anima ist ein heimlicher König. Denn er steht nicht nur diesem berühmten Bildungsinstitut für ausgeweihte Priester vor (Kaiser Franz Joseph hatte diese Stiftung reakitiviert, weshalb der Rektor immer ein Österreicher ist). Der Rektor der Anima ist auch gleichzeitig der „Agent“, das heißt also Vertreter der österreichischen und fast aller deutschen Bischöfe beim Vatikan. Eine höchst schwierige und delikate Aufgabe. Jetzt kamen Dr. Weinbacher die genaue Kenntnis Roms und die perfekte Beherrschung der italienischen und nicht minder der lateinischen Sprache besonders zugute. Sein konziliantes Wesen, sein österreichischer Humor und seine vollkommene Beherrschung des kurialen Stils machten ihn bald zu einer Persona gratissima sowohl beim Vatikan wie auch bei den

Bischöfen, die er vertrat, und nicht minder bei den Theologen, die an der Anima studierten. Aber Doktor Weinbacher hing zu sehr an seiner österreichischen Heimat und sehnte sich im Grunde wieder in seine Heimatstadt Wien zurück. Sein Traum sollte in Erfüllung gehen.

Von seinem römischen Posten weg berief Kardinal König Prälat Weinbacher am 1. März 1961 nach Wien zurück und bestellte ihn zum ersten Generalvikar. Am 4. Juni 1962 zum Weihbischof ernannt, empfing Weinbacher am 1. Juli 1962 im Wiener Stephansdom die Bischofsweihe. Mit 1. September 1969 wurde er zum Ordensvikar bestellt. In der österreichischen Bischofskonferenz, deren Sekretär Dr. Weinbacher ist, wurde er außerdem Referent für die männlichen und weiblichen Ordensgemeinschaften.

Neben all diesen Ämtern betreut er noch ein weites Feld der Seelsorge: Er ist Großprior der Österreichischen Statthalterschaft des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, er ist „Kaplan“ des vornehmsten Ordens der Welt, des Ordens vom Goldenen Vlies, er ist Präsident der Wiener Katholischen Akademie, er ist vor allem auch Obmann des katholischen Preßvereins Herold.

Eine unwandelbare Treue zu Rom und zum Papst, eine ebenso unwandelbare Treue zur katholischen Kirche und eine nicht geringere Treue zur österreichischen Heimat durchzieht von seiner Jugend an das Leben Dr. Jakob Weinbachers, der immer die vornehmste Aufgabe seines Lebens darin gesehen hat, ein wahrer Seelsorger und getreuer Freund seiner Mitmenschen zu sein.

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