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Der unbekannte Hausherr

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50 Jahre ist das Haus Strozzigasse 8 alt. Es ist die Heimstätte vieler Arbeiter und Angestellten. Durch Menschenalter sah es ihre Plage und ihre Mühe, ihre Fortschritte und Sorgen.

Das Haus Strozzigasse 8 gehört der Herold Druck- und Verlagsgesellschaft m. b. H. in Wien. Einziger Gesellschafter dieser Gesellschaft mit beschränkter Haftung ist der katholisch österreichische Preßverein Herold. Er ist einer der jüngsten katholischen Preßvereine Österreichs. Während der Preßverein der Diözese Seckau bereits im Jahre 1969 den 100jährigen Bestand feiern kann und der Preßverein der Diözese Linz im Jahre 1970 ebenfalls das 100jährige Jubiläum begehen wird, existiert der katholische Preßverein Herold -juridisch erst seit dem Jahre

1912. Er ging aus dem Verein „Reichspost“ hervor. Dieser verdankt seine Gründung dem Beschluß des Linzer Katholikentages von 1892, der die Herausgabe einer christlichen Tageszeitung für ganz Österreich forderte.

Zum Unterschied von aller) übrigen Preßvereinen Österreichs ist der katholische Preß

verein Herold nicht an eine bestimmte Diözese gebunden. Es können ihm Mitglieder aus allen österreichischen Diözesen angehören. Dennoch besteht eine starke Bindung an die Erzdiözese Wien, denn der jeweils regierende Erzbischof von Wiep ist automatisch Protektor und Präsident des Vereines Herold; in seinem Palais finden auch jeweils die ge- neralversammlungen statt. Auch der Obmann des Vereines muß satzungsgemäß ein Prälat der Erzdiözese Wien sein; der erste Obmann war Prälat Dr. Franz Schindler, der zweite Prälat Dr. Ignaz Seipel, der dritte Prälat Jakob Fried. Nach dessen Resignation sollte Exzellenz Weihbischof Dr. Streidt zum Obmann gewählt werden, doch verhinderte sein Tod diese Berufung. Der heutige Obmann ist Exzellenz Weihbischof und Generalvikar DDr. Jakob Weinbacher. Neben dem Obmann besteht der Vorstand noch aus einem Obmannstellvertreter und einem Schriftführer. Bis zu seinem Tode hatte Dr. Friedrich Funder die Stelle des Obmannstellvertreters inne, sein Nachfolger wurde Generaldirektor Doktor Gustav Weigel. Durch Jahrzehnte war Schriftführer der berühmte Präsident der Nationalbank und Finanzminister Österreichs Dr. Viktor Kienböck. Nach seinem Tode wurde Minister Dr. Emst Kolb durch Wahl zu diesem Amt berufen.

Statutengemäß darf der katholische Preßverein nur 18 Mitglieder umfassen, die mit Ausnahme des Erzbischofs von Wien durch einstimmige geheime schriftliche Wahl in den Verein gewählt werden müssen. Es können nur österreichische Männer von katholischer Gesinnung in den Verein gewählt werden. Berühmte Mitglieder des Vereines waren außer den bereits Genannten: Minister Doktor Gessner, Ambros Opitz, Reichsratsabgeordneter Wollek, Baron Vittinghoff-Schell, Bürgermeister Richard Schmitz (der nach 1945 auch Generaldirektor des Unternehmens wurde), Leopold Kunschak, Weihbischof Doktor Streidt, Hofrat Robert Krasser, Monsignore Dr. Johannes Lex, Generalvikar Prälat Distelberger. Heute gehören dem Verein außer Seiner Eminenz, dem hochwürdigsten Herrn Kardinal DDr. Franz König, und Seiner Exzellenz, dem hochwürdigsten Herrn Weihbischof DDr. Jakob Weinbacher, Generaldirektor Dr. Gustav Weigel, Minister Doktor Ernst Kolb unter anderen noch an: Exzellenz DDr. Stefan Läszlo, Bischof von Eisenstadt, die hochwürdigsten Prälaten Dr. Franz Gundi,

Dr. Karl Rudolf, Johannes Kodatsch, ferner Monsignore Franz Willinger, RA Dr. Max Vladimir Freiherr v. Allmeyer-Beck, Minister Dr. Josef Klaus, Dr. Franz Ritschi, Direktor des Wiener Krankenhauses, Universitätsprofessor Dr. Hans Schmitz (der Bruder des verstorbenen Bürgermeisters Richard Schmitz), Universitätsprofessor Dr. Ferdinand Graf Westphalen.

Als das Haus Strozzigasse 8 vor 15 Jahren sein 35 jähriges Jubiläum feierte, schrieb Dr. Funder in der kleinen Festschrift, die aus diesem Anlaß herausgegeben wurde, folgende Worte, die auch zum Ende dieses Artikels stehen können:

„Mit Dank gegen Gott, der dieses Beginnen durch bewegte Schicksale schützend geleitete,

und in dankbarem Gedenken an die schon in die Ewigkeit Eingegangenen, die an dem Werden dieses Unternehmens mitgewirkt haben, aber auch an die Ungezählten, die gekannt und ungekannt, uns Freunde waren, uns halfen und zu Zeiten der Not uns beigestanden sind, sehen wir auf die Wegstrecke dieser Jahre zurück Unsere Arbeit sei dienstbar nicht dem Streite, sondern dem Frieden und dem Zusammenfassen aller guten Kräfte, nicht dem Eigennutz und der Parteisucht, sondern dem Gemeinsinn, nicht der Macht, sondern dem Recht und der Gerechtigkeit. Der Auftrag, den wir empfangen haben, ist uns nicht nur Beruf, sondern eine Berufung, für die jeder von uns alles, was er ist, einzüs'etterl' hat.“'"tJl-

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