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Am 27. April werden es schon zwanzig Jahre sein, daß Richard Schmitz diese Welt für immer verließ. Nur 69 Jahre zu leben war ihm beschieden gewesen. Eine entbehrungsreiche Jugend, viele Jahre Frontdienst als OfEi-zier im-Ersten Weltkrieg, ein ununterbrochener Einsatz im politischen Leben der Heimat zwischen den zwei Weltkriegen, sieben grausame Jahre in den verschiedenen Konzentrationslagern des Dritten Reiches, all dies hatte sicherlich dazu beigetragen, daß Richard Schmitz kein längeres Leben beschieden war. Richard Schmitz kam aus Mähren, aus jenem Gebiet, das Wien so viele bedeutende Männer geschenkt hat. Als er vier Jahre alt war, übersiedelte die Familie, die seit Ende des Dreißigjährigen Krieges m Muglitz seßhaft gewesen war, nach Wien. Schon als Jusstudent widmete sich Richard Schmitz dem journalistischen Beruf, wurde Mitarbeiter der „Reichspost“ und schließlich Chefredakteur der katholischen Tageszeitung Tirols. Aus dieser Zeit stammt seine Freundschaft mit Reimmichl (Msgr. Rieger), die bis zu dessen Tod im Jahr 1953 währte. Bald wurde er Direktor des Katholischen Volksbundes. Nach dem Krieg wurde Dr. Ignaz Seipel schon bald auf die eminente politische Begabung des als Oberleutnant aus dem Weltkrieg heimgekehrten Richard Schmitz aufmerksam. Er berief ihn in seine nächste Umgebung. Das hatte zur Folge, daß Richard Schmitz von nun an fast ununterbrochen mit höchsten Ämtern der Ersten Republik betraut wurde: er wurde Vizekanzler, Unterrichtsminister, Sozialminister. Im Jahr 1934 wurde er nach einer kurzen Übergangszeit als Regierungskommissar, Bürgermeister von Wien. Die Höhenstraße auf den Wiener Kahlenberg verdankt seiner Initiative die Entstehung, ebenso wie die westliche Ausfahrtstraße von Wien. Die Nachwelt hat es nicht für notwendig erachtet, den Namen von Richard Schmitz als jenen des Schöpfers dieser zwei technischen Großtaten zu erwähnen. Seine demokratische Gesinnung machte es ihm leicht, in den schrecklichen Tagen, die dem Anschluß vorangingen, Gespräche mit Sozialisten zu führen. Um so härter traf der Haß der neuen Machthaber diesen großen Patrioten. Er kam schon mit dem ersten Zug ins Konzentrationslager Dachau und sollte die Freiheit endgültig erst nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches wiedererlangen. Fast noch wäre er im letzten Augenblick mit vielen seiner Kameraden, die nach Südtirol „verfrachtet“ wurden, hingemordet worden. Erst 1946 kehrte er nach Österreich zurück. Aber das offizielle Österreich nahm so gut wie keine Kenntnis von diesem großen Patrioten und den vielen Opfern, die er für seine Heimat gebracht hatte. Dafür konnte er seine reiche Erfahrung dem Verein Herold, dem er seit langem angehörte, zur Verfügung stellen. 1946 wurde er zum Generaldirektor der Herold Ges. m. b. H. berufen, mit der Auflage, diesen Betrieb, der 1938 vom Dritten Reich beschlagnahmt worden war und der viele schwere Verluste durch die fremden Machthaber erlitten hatte, wieder aufzubauen. Mit ungebrochener Energie widmete er sich dieser Aufgabe, die besonders schwierig war, galt es doch, viele rechtliche Verflechtungen, die durch das Dritte Reich geknüpft worden waren, wieder zu entwirren. Daneben gründete er 1947 den Buchverlag Herold, einige Zeit später die Auslieferungsabteilung Herold und 1953, nur wenige Monate vor seinem Tod, die Herold-Niederlassung in München. Ein besonderes Anliegen war ihm die Zusammenarbeit aller katholischen Unternehmungen, die mit Buch oder Zeitungen und Zeitschriften zu tun hatten und aus diesem Geist heraus gründete er die Interessengemeinschaft des Katholischen Buchhandels Österreichs. Daneben hatte er noch die Möglichkeit, eine Reihe von religiösen Betrachtungsbüchern herauszugeben, die zeigten, daß er ein ununterbrochener Beter und tiefgläubiger Mensch gewesen ist. Als er am 27. April 1954 verstarb, schied mit ihm einer der aktivsten Kämpfer für ein christliches Österreich aus dem Leben.

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