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Abschied von Maximilian Heine-Geldern
Nicht einmal 49 Jahre alt wurde Maximilian Freiherr von Heine- Geldern, als die Hand des Schöpfers nach ihm griff und ihn von dieser Welt nahm. Gott allein weiß, warum dies so geschehen mußte. Seine Familie, seine Freunde, seine Mitarbeiter spüren nur die tiefe Wunde, die dieser Verlust ihrem irdischen Dasein schlug.
Der Nachkomme des Bruders Heinrich Heine, Urgroßenkel des Gründer des „Wiener Fremdenblatt“, hatte von Natur aus schon die besten Gaben für ein Leben mitgebracht, das dem Dienst der Kirche und dem Dienst Österreichs gewidmet war.
Kurz nach dem Krieg, nach glücklich überstandenen Jahren beim Militär, hatte er mit Pater Born SJ und dem heutigen Wiener Weihbischof DDr. Jakob Weinbacher die Caritas der Erzdiözese Wien aufgebaut, um zu helfen, die vielen ‘Wunden, aus denen Österreich blutete, zu heilen. Bald aber zog es ihn schon, der immer dem Wort dienen wollte, dazu, durch das Buch der Kirche und seiner Heimat zu dienen. Er wurde Mitarbeiter des Amandus- Verlages. 1950 holte ihn Generaldirektor Richard Schmitz, der immer einen guten Blick für Talente hatte, in den von ihm vor kurzem gegründeten Buchverlag Herold, wo er bald sein engster und treuester Mitarbeiter wurde. Der Aufstieg des Buchverlages Herold ist für immer mit seinem Namen verknüpft. Viele berühmte Autoren gewann er für den Verlag, so Fred Hennings, Doktor Otto Habsburg und indirekt auch Charles Peguy, denn auf seine Empfehlung übernahm Frau Hermen von Kleeborn das Auslandslektorat des Verlages Herold und vermittelte kostbarstes christliches Kulturgut des Westens für den deutscheil Sprachraum.
Bald nach dem Tod von Generaldirektor Richard Schmitz übernahm er die gesamte Leitung des Buchverlages und schließlich auch des Zeitschriftenverlages des Hauses Herold, dem so bedeutende Zeitschriften wie die „Furche" und „Der große Entschluß“ angehören, in der Funktion eines Direktors. Er war prädestiniert für diese Stellung. Großes Wissen paarte sich mit einem unendlichen Fleiß, große Kultur mit einem tiefen Charakter. Obwohl er nie vom Christentum sprach, durchstrahlte die Liebe zu seinem Gott immer mehr sein Wesen. Er war im echtesten Sinn des Wortes ein adeliger Mensch. Er war ein Österreicher, den sich viele zum Vorbild nehmen können. Er war der beste Vorgesetzte, der loyalste Mitarbeiter, der treueste Freund.
Jeder Mensch ist unersetzlich, für Maximilian Heine-Geldern gilt dies erst recht. Als seine Freunde, seine Mitarbeiter die Kunde von seinem plötzlichen Tod hörten, packte sie jenes Entsetzen, das ähnlich dem Schreck gewesen sein muß, das die Anhänger Franz Ferdinands gepackt haben muß, als sie die Kunde von der Mordtat von Sarajewo hörten. Maximilian Heine-Geldern wußte, daß er starb. Sein letztes Wort war: „Ich habe keine Angst, ich bin gut vorbereitet.“ Wohl dem, der das von sich sagen kann. Noch einmal sei betont, daß nur Gott weiß, warum der Tod ihn so früh erreichen mußte. Uns aber, die wir uns seine Freunde nennen durften, bleibt nichts übrig, als das schwere Kreuz dieses Verlustes auf uns zu nehmen.
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