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Wort im Werk

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Eine Jubilaumssch.au in der „Galerie Moser“ in Graz erinnert daran, daß der „Katholische Preßverein in der Diözese Seckau“ in diesem Herbst auf sein achtzigjähriges Bestehen zurückblid t. Zunächst in der Absicht gegründet, der zunehmenden Unterhöhlung des 1855 geschlossenen Konkordats zwischen Kirche und Staat entgegenzuwirken und dem Liberalismus mit den eigenen Waffen einer modernen Publizistik entgegenzutreten, wuchs der Preßverein bald über diese ursprüngliche Aufgabe hinaus. Sein Anliegen wurde die Rettung der menschlichen Würde und Persönlichkeit vor einer ständig zunehmenden Relativierung, der bereits viele bisher unerschütterliche Größen zum Opfer gefallen waren. Ebenso vielfältig wie die Verirrungen und Verkennungen, die den Menschen seines natürlichen Maßes und der richtigen „Mitte“ zu entfremden suchten, wurden audi die Wege, die der Preßverein dagegen beschritt: Neben rein theologischen Veröffentlichungen nahmen wissenschaftliche und belletristische Werke immer breiteren Raum ein, da sich ja auch der Geist der Zersetzung mit Vorliebe und großem Geschick hinter wissenschaftlichen und künstlerischen Problemen verbarg.

So ist die Tätigkeit der Preßvereins- anstalten nicht ein beliebiges Kapitel abendländischen Verlagswesens, sondern ein bedeutsamer Teil österreichischer, ja sogar abendländicher Kultur- und Geistesgeschichte. Da waren neben der vielbändigen Weltgeschichte von J. B. Weiß die durch den Krieg unterbrochene, nun wieder in Vorbereitung befindliche lateinisch-deutsche Gesamtausgabe der Werke des heiligen Thomas von Aquin, die erfolgreichen historischen Monographien von Egon Cäsar Conte Corti und die gleichfalls in Hunderttausenden von Exemplaren verbreiteten Bücher von Alja Rachmanowa. Auch die im Vorjahr gemeinsam mit dem Wiener Bel’aria-Verkg begonnene achtbändige Wildgans-Gesamtausgabe setzt die gleiche glückliche Synthese von verpflichtender Vergangenheit und lebendiger Gegenwart erfolgreich Ln die Tat um. Alle diese Werke zeugen aber nicht nur vom Verantwortungsbewußtsein ihrer Herausgeber, sondern auch für das vorbildliche Leistungsvermögen der technischen Einrichtungen des Preßvereins, die wesentlich dazu beitragen, die Verlagsgruppe Styria - Anton Pustet - Ulrich Moser zum produktivsten Unternehmen dieser Art in Österreich zu machen. Außer drei

Druckereien, Buchbindereien und einem eigenen Geschäftsbücherverlag gehören neun Buchhandlungen — davon drei in Graz und eine in Wien — zum Verband der Preß- vereinsanstalten, alles Tatsachen, die neben der volkserzieherischen auch deren wirtschaftliche Bedeutung klar erweisen.

Der Name „Styria“ bezeichnet aber nicht bloß die Herkunft und den Wirkungskreis, sondern auch jene Verpflichtung, die der Preßverein neben derjenigen einer weltweiten christlichen Lebensgestaltung mit besonderer Liebe erfüllt: die sorgsame Bewahrung steirischer Eigenart, wie sie sich in zahlreichen Werken altbewährter und jüngerer heimischer Autoren und Wissenschaftler kundgibt. Daß dabei auch nicht die praktischen Bedürfnisse vernachlässigt werden, zeigt etwa das Beispiel des Grazer Adreßbuches, das fast so alt wie der Preßverein und ein sehr interessantes Kapitel in dessen Geschichte ist.

Als die Preßvereinsanstalten vor fünf Jahren auf ihren 75jährigen Bestand zurückblickten, geschah dies zu einer Zeit, die in jeder Hinsicht den Tiefpunkt der gesamten bisherigen Entwicklung bedeutete. Aber alle innere und äußere Schädigung und Zerstörung vermochten nicht, jenen Geist der Rechtlichkeit und Ordnung zum Erlöschen zu bringen, auf den es letztlich immer und überall ankommt, der denn auch gleich nach dem Kriege unverdrossen wieder an die Arbeit ging und sich heute, gerade zur Zeit seiner tiefsten Berechtigung, auch als ganz besonders erfolgreich erweist. So konnte Generaldirektor Dr. K. Stepan an den Schluß seiner Jubiläumsschrift „Stückwerk im Spiegel“ — eines Buches, das nicht so sehr eine Chronik, ab vielmehr eine weit über den äußeren Anlaß hinreichende, wertbleibende Begründung und Deutung der politischen und geistesgeschichtlichen Wirksamkeit des Preßvereins gibt — die trotz aller Bescheidenheit stolzen Worte setzen:

„Auch in dem so engen Rahmen der Geschichte eines Vereines offenbart es sich, daß und wie. jene, die seinen Zielen, verantwortungsbewußt und voll Vertrauen auf die Hilfe von oben, die Kräfte ihres Herzens und Verstandes schenkten, doch Baumeister und Werkleute an einem viel Größeren und Bedeutenderen geworden und gewesen sind, obwohl ihre Arbeit, eine Folge menschlicher Unzulänglichkeit, immer nur Stückwerk bleiben mußte.“

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