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der Verlage

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ren in dieser Größenordnung in Deutschland Verlage wie Luch-terhand, so schlägt sich für seine Größe ausgesprochen eigenständig der Salzburger Residenz Verlag, der schon vor einigen Jahren in das Eigentum des Bundesverlages übergegangen ist und somit gleichsam „verstaatlicht” ist. Weit weniger Verlegerglück war dem engagierten Quaiitätsfetischisten Christian Brandstätter beschieden, dessen Verlag ebenfalls vom Bundesverlag geschluckt wurde.

Blättern wir weiter in der Krankengeschichte: der 1924 gegründete Zsolnay-Verlag wurde an die deutsche Bauer-Gruppe verkauft. Tusch und Herold haben praktisch zu publizieren aufgehört, Neff ist faktisch von der Bildfläche verschwunden, der für Austriaca so verdienstvolle Amal-thea-Verlag ging in das Eigentum des deutschen Verlegers Herbert Fleissner über. Ebenso erging es dem oberösterreichischen Landesverlag, ein Unternehmen des ehedem katholischen Preßvereins, der an die „Passauer Neue Presse” verkauft wurde.

Ist somit der österreichische Verlags-Ausverkauf ein hausgemachtes Verschulden gleichgülti-

?er Politiker und kurzsichtiger Virtschaftstreibender? Keineswegs: der kleine österreichische Markt ist ein Wettbewerbsnachteil, der weder durch Tüchtigkeit noch durch Sparsamkeit zu egalisieren ist. Für den Buchmarkt in Österreich wirkt sich demnach noch der Umstand verschärfend aus, daß rund 45 Prozent der erwachsenen Österreicher „Selten oder nie” ein Buch lesen. Die Pädagogin Antje Doberer-Bey („profil7' Nr. 55/92) hat in einer wissenschafthchen Erhebung festgestellt, daß mindestens einer von 100 Österreichern zu den sogenannten Primäralphabeten gehört: 75.000 bis 100.000 Menschen, die - einmal von ihrem eigenen Namen abgesehen - kein Wort zu Papier bringen können. Dazu kommen noch rund 200.000 Sekundäranalphabeten, die zwar Buchstaben, auch einzelne Wörter zu lesen imstande sind, aber mit längeren Texten merkliche Schwierigkeiten haben.

Darüber hinaus bringen Kleinverlage in ihren geringen Auflagen kaum noch die jährlich um vier bis fünf Prozent steigenden Kosten für Satz, Druck, Papier und Bindung unter; durch die Tendenz zu Buchkaufhäusem mit Selbstbedienung findet eine Konzentration auf wenige, „bestsellerverdächtige” Titel statt, wodurch das anspruchsvolle Buch, das auch der Empfehlung durch geschultes Personal bedarf, ins Hintertreffen gerät. Parallel dazu verabschieden sich immer mehr Gemeinden als Bibliothekserhalter.

Auch eine Vollintegration Österreichs in die EG wird an der gegenwärtigen Situation von Verlagen und Autoren nichts Wesentliches ändern: die ökonomische und kulturelle Macht der Giganten wird weiter zunehmen. Den Kleinen bleiben die Nischen, die der Markt für sie übrigläßt.

Ähnliches gilt für die Autoren, die in Deutschland in jedem Be reich bessere Arbeits- und Gehaltsbedingungen vorfinden. Man denke nur an Österreichs promi nentesten Literatur-Gastarbeiter im Ausland, den von der Buchkri tik vielgelästerten Autor Johannes Mario Simmel. Sein Verlag heißt Droemer/Knaur. Autor Simmel wird schon wissen warum.

Georg Reichlin-Meldegg ist Exportkaufmann, Publizist, Chefredakteur des „Forum ” und Vizepräsident der Betriebsjournalisten Österreichs. Er ist in der Mobil Oil Austria für interne Kommunikation zuständig.

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