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Beispiel Exodus

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In den Befreiungstheologien spielt das Ereignis des Exodus, die Befreiung des Volkes Israel aus der Knechtschaft in Ägypten, eine wichtige Rolle. Denn gerade an diesem Beispiel wird deutlich, daß Befreiung nicht nur ein religiöses, sondern auch ein soziales und politisches Ereignis ist.

Auch das Schreiben der Glaubenskongregation über die christliche Freiheit und Befreiung nennt dieses Ereignis des Exodus, betont aber gleich, daß dieses nicht nur politischen, sondern auch religiösen Charakter hat: „Wenn Gott sein Volk einer harten wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Sklaverei entreißt, tut er dies, um es durch den Bundesschluß am Sinai zu .einem Reich von Priestern und einem heiligen Volk' (Ex 19,6) zu machen...

Das wichtige und grundlegende Ereignis des Exodus hat deshalb eine zugleich religiöse und politische Bedeutung ... Den politischen Aspekt darf man nicht für sich isolieren; man muß ihn als inneren Bestandteil des wesentlich religiösen Planes betrachten, in dem er verankert ist“ (Nr. 44).

Hier, wie an vielen anderen Stellen, zeigt sich eine der Grundängste der Glaubenskongregation, nämlich, christliche Befreiung rein innerweltlich und politisch zu interpretieren.

Um dem entgegenzuwirken, wird auch betont, daß schon im Alten Testament das Doppelgebot von der Liebe zu Gott und zu den Menschen zu finden ist. Die soziale Gerechtigkeit, die Sorge für die Mittellosen und Armen steht nicht in sich selbst, sondern im Kontext des Bundes zwischen Gott und dem Volk Israel. ,JDie Lage des Armen ist eine Unrechtssituation, die dem Bund widerspricht... Die Ungerechtigkeit gegen die Kleinen und Armen ist eine schwere Sünde, die die Gemeinschaft mit Jahwe zerstört“ (Nr. 46).

In diesem Zusammenhang spricht die Instruktion auch von den Armen als den Trägern der Befreiung; auch ein wichtiger Gedanke der Befreiungstheologien. Die Verfasser der Instruktion verstehen unter diesen Armen „die Gerechten“, die ,JLrmen Jahwes“: „Sie leiden in ihrem Herzen an der Knechtschaft, der das .halsstarrige' Volk wegen seiner Sünden unterworfen ist. Sie erdulden Verfolgung, Martyrium und Tod, aber sie leben in der Hoffnung auf Befreiung.“

Diese Armen, die Träger der Befreiung, sind glaubende Menschen, die ihr Vertrauen vor allem auf Gott setzen. ,JJ>ie yArmen Jahwes' wissen, daß die Gemeinschaft mit ihm (Gott) das höchste Gut ist, worin der Mensch seine wahre Freiheit findet“ (Nr. 47).

Ächter Teil einer Serie zur „Instruktion über die christliche Freiheit und Befreiung“ der “römischen Glaubenskongregation.

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