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Theologie der Befreiung
Zwischen der „Theologie der Befreiung“, wie sie aus den Dekreten des Zweiten Vatikanischen Konzils, aus den Dokumenten der lateinamerikanischen Bischofsversammlung von Medellin 1968 und aus Überlegungen der Bischofssynode zu entwickeln ist, und „Ideologien“ muß klar unterschieden werden, betonte Pater Bonaventura Kloppenburg aus Brasilien vor der in Rom tagenden Generalversammlung der Internationalen Theologenkommission, deren Hauptthema die „Theologie der Befreiung“ war.
Gerade im Hinblick auf die Befreiung in Lateinamerika von Unterdrückung und Gewalt komme dieser Unterscheidung eine besondere Bedeutung zu. Kloppenburg warnte vor jeder „marxistischen Instrumentalisierung“ der Befreiung. In Lateinamerika gebe es leider zahlreiche Arten einer „Theologie der Befreiung“. „Eine politisierende Theologie der Befreiung hilft nicht weiter, sie ist ein großes Übel für die Kirche, da sie die kirchlichen Gemeinschaften voneinander trennt.“ Nur durch eine von ideologischen Gesichtspunkten unabhängige „Theologie der Befreiung“ sei die Kirche in Lateinamerika in der Lage, ihre „prophetische Stimme gegenüber den Willkürmaßnahmen der Regierung und den die Menschenrechte mißachtenden Organisationen und Individuen zu erheben“.
Nach Ansicht des Schweizer Theologen Prof. Hans Urs von Balthasar muß jede Theologie universale Gültigkeit haben und um das Zentrale Geschehen des Todes und der Auferstehung Christi kreisen. Die Botschaft des Christentums dulde keine Interpretationen, die ihrem innersten Wesen fremd seien. Der eschatologi-sche Charakter des Kommens Christi könne mit keinem menschlichen Projekt zur Deckung gebracht werden. Alle Christen müssen sich für die Gerechtigkeit auf Erden engagieren und ihre eventuelle Mitverantwortlichkeit an Systemen der Ungerechtigkeit klar erkennen.
Die universale Gültigkeit einer jeden Theologie erkannte auch Professor Juan Alfaro SJ von der Greg(£-riana-Universität als Grundforderung an. Jede Theologie sei aber auch geprägt von dem gesellschaftlich-kulturellen Milieu, in dem sie entwik-kelt werde. Man müsse deshalb auch die Erkenntnisse der Gesellschaftswissenschaften im Auge behalten, um nicht der Gefahr zu unterliegen, Ableitungen aus völlig fremdartigen philosophischen und kulturellen Elementen der Substanz christlicher Lehre zuzuschreiben. Im Hinblick auf das zentrale Geschehen des Christentums, das Mysterium des Todes und der Auferstehung Christi, verlangte Alfaro, das Augenmerk auch auf den „Christus der Geschichte“ zu richten, von dem vor allem die synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas) sprechen. Aus ihnen sei zu entnehmen, daß Jesus zum Tode verurteilt wurde, weil seine Botschaft mit der das Volk unterdrückenden wirtschaftlichen, politischen und religiösen Macht in Konflikt geraten sei.
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