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„Der Konsul“

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Unter den bisherigen acht Bühnenwerken Gian Carlo Menottis ist die am 1. März 1950 in Philadelphia uraufgeführte Oper „Der Konsul“ seine erfolgreichste Schöpfung. Es ist ein dem Neoverismus zuordnendes Musikdrama, dessen Libretto einen wirklichkeitsnahen Stoff behandelt und nach Programmangabe in der Gegenwart spielt. Magda, die Frau des von Polizeispitzeln gejagten Widerstandskämpfers John Sorel, sucht in oftmaligen Vorsprachen in der Kanzlei des Konsuls um ein Ausreisevisum für sich und ihr kleines Kind an, das ihr immer wieder verweigert wird. Als Magdas Kind stirbt und der verzweifelte Gatte sich selbst stellt, um um diesen Preis seines Lebens das Visum doch zu erhalten, begeht die in ihre Wohnung zurückgekehrte Frau Selbstmord durch öffnen des Gashahnes.

Menotti hat als ausgesprochenes bühnendramatisches Talent dieses Geschehens höchst wirksam mit einer Musik untermalt, die sich zwar nicht übermäßig originell anhört, aber in musterhafter Faktur einen von Spannung erfüllten Wechsel zwischen Parlando- und Arioso-Stellen bringt, letztere in sangliches Melos gekleidet. Wolf-Ferrari und Puccini halben Menotti beim Komponieren ein wenig über die Schulter geschaut.

Der „American Opera Workshop“ hat eine vorzügliche Aufführung im Amerika-Haustheater zustande gebracht, bei der das Hauptverdienst dem musikalischen Leiter Stephen Hess und der als fulminante Sing-schauspielerin zu wertenden Kay Williams als Magda zukommt. Aber auch Alexander Vasquez als John und Carmen Tejada als Sekretärin, desgleichen Gail Curtis als Mutter und der darstellerisch besonders begabte Helmut Holzapfel als Zauberer boten weit über dem Durchschnitt liegende Leistungen. Die von Olof Bratt entworfenen, von den Mitwirkenden selbst zusammengebauten Bühnenbilder und die auf lebensechte Personenführung bedachte Regie St. Hollingworths waren am wohlverdienten Erfolg der mit reichem Beifall bedachten Premiere maßgeblich beteiligt. (Diese Oper war seinerzeit im Theater an der Wien mit Hilda Zadek als Magda ein großer Publikumserfolg.)

Im Londoner Osterreichischen Institut feierte eine prominente Gruppe von gewesenen Wienern den 80. Geburtstag der „berühmtesten Stimme Österreichs“, die in den düsteren Kriegsjahren 1939 bis 19io Tag für Tag im BBC erklang. Der Schauspieler Fritz Schrecker, ehemaliger Partner der Niese, Jarnos, Grünbaitms und Kortners, spendete fünf Jahre hindurch unermüdlich Trost und gab verläßliche Informationen aus London an Hunderttausende verzweifelter und hoffnungsloser Menschen. In aller Frische sang er seinem gutgelaunten Auditorium das Fiakerlied ...

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