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Eine „Uni” ist noch zu gründen

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Für die niederösterreichische Landesuniversität liegen verschiedene Ideen und Konzepte vor. Der Autor des folgenden Beitrages ist damit beauftragt, sie zu koordinieren.

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Für die niederösterreichische Landesuniversität liegen verschiedene Ideen und Konzepte vor. Der Autor des folgenden Beitrages ist damit beauftragt, sie zu koordinieren.

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Mit der staatsrechtlichen Trennung von Wien und Niederösterreich nach dem Untergang der Monarchie hat ein Prozeß der Trennung in der Behörden-, Kammer-, Verbände- und sonstigen sozialen sowie wirtschaftlichen Institutionenorganisation zwischen der Bundeshauptstadt und dem Bundesland, das sie umschließt, eingesetzt, der in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig abgeschlossen worden ist. Zu den wenigen Bereichen, die von diesem Prozeß nicht erfaßt worden waren, zählte bis vor wenigen Jahren der Bereich der Hochschulorganisation.

Die fortschreitenden, von der Trennung zwischen Wien und Niederösterreich ausgelösten Fö-deralisierungs- und Dezentralisierungstendenzen haben zu kräftigen, für die Landespolitik vorteilhaften niederösterreichischen Integrationstendenzen geführt Der Bereich der Wissenschaft ist von diesen bis vor kurzem noch ausgeklammert geblieben.

Jedes der sieben österreichischen Bundesländer mit mehr als 400.000 Landesbürgern — Niederösterreich ausgenommen — ist Sitzland einer Universität. In jedem der sechs Sitzbundesländer österreichischer Universitäten —

Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Wien - ist die Wissenschaft im Aufbau der Gesellschaft existent und im Kulturbewußtsein präsent. Seit Jahr und Tag verstärkt das niederösterreichische wissenschaftliche Potential den Wissenschaftsbetrieb an den Universitäten, Hochschulen, Akademien und sonstigen wissenschaftlichen Einrichtungen in der Bundeshauptstadt Wien. In Niederösterreich selbst ist die Wissenschaft noch zu keinem Faktor in Gesellschaft und Kultur geworden—eine Tatsache, die der Entwicklung des Landes nicht gerade förderlich ist.

Akademie als Weg

Niederösterreich ist wissenschaftspolitisch ein Entwicklungsland. Mit der am Vorabend des Nationalfeiertags 1982 in La-xenburg gegründeten Akademie für Umwelt und Energie hat Niederösterreich in der österreichischen Wissenschaftsorganisation einen Anker ausgeworfen. Die Akademie ist als Keimzelle zur Herausbildung eines Zentrums der Wissenschaft für und in Niederösterreich konzipiert und seit ihrem Bestand auch tatsächlich zu dieser geworden.

Nach seiner Wahl zum Vorsitzenden des Akademie-Kuratoriums anläßlich der Akademie-Konstituierung umriß Landeshauptmann Siegfried Ludwig die Akademie-Auf gaben unter anderem mit folgenden Worten:

„Es ist meine feste Uberzeugung, daß die grüne Akademie, die wir heute aus der Taufe gehoben haben, mit ihrer Strahlkraft ganz Niederösterreich umfassen wird. Denn diese Akademie ist der Weg und die Plattform, um die Universitäten, um die Wissenschaft nach Niederösterreich wieder zurückzubringen.”

„Donau Universität”

Die seit etwa zwei Jahren aus vielen Quellen strömenden Anregungen zur Niederlassung universitärer oder postuniversitärer Einrichtungen in Niederösterreich und Ideen zur Etablierung einer Volluniversität im Kernland der Republik werden in der Laxenburger Akademie koordiniert. Derzeit wird die Akademie-Publikation „Donauuniversität — Vision und Realität” vorbereitet, deren Präsentation durch den Landeshauptmann in dessen Eigenschaft als Vorsitzender des Akademie-Kuratoriums für Juni vorgesehen ist.

Die Publikation wird das niederösterreichische Universitätskonzept enthalten. Ihr Inhalt wird nach der Präsentation zur Diskussion stehen. Es sei daher den gegenwärtig akademieintern bekannten Einzelheiten hier nicht vorgegriffen. Der schon festgelegte Titel „Donauuniversität” bezeichnet das landes- und wissenschaftspolitische Ziel. Der Untertitel „Vision und Realität” kündigt das Vorhaben an, mit dem Universitätskonzept auch einen Operationskalender zur Erreichung des Ziels vorzulegen.

Mit Jahresbeginn 1985 ist das niederösterreichische Umweltschutzgesetz 1984 in Kraft getreten. Paragraph 17 dieses Gesetzes erteilt den Auftrag zur Umbildung der derzeit auf Vereinsbasis bestehenden Laxenburger Akademie zu einer Einrichtung des öffentlichen Rechts.

Die feierliche Neukonstituierung der Akademie für Umwelt und Energie ist für den Vorabend des diesjährigen Nationalfeiertags vorgesehen. Bis dahin wird auch das im erwähnten Paragraph 17 vorgeschriebene Akademie-Statut in Geltung zu setzen sein, das unter anderem auch die niederösterreichische Universi-tätsplanungsaufgabe organisationsrechtlich regeln soll.

Die Universitätsplanungs- und -errichtungsbemühungen des Bundeslandes Niederösterreick lassen sich heute schon in der Kurzformel zusammenfassen: „Die Akademie ist der Weg, die Universität das Ziel”.

Dr. Kurt Wedl ist Generalsekretär der Akademie für Umwelt und Energie in Laxenburg und stellvertretender Geschäftsführer der niederösterreichischen Umweltschutzanstalt in Maria Enzersdorf.

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