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Frauentag

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Internationaler Tag der Frau. Er ist schon vorüber, beinahe untergegangen in Golf-Nachkriegsproblemen, Luconapro-zeß-Endspurt, Heimkehr der US-Soldaten, Flüchtlingselend an Italiens Südküste. An den Rand gedrückt von Diskussionen darüber, was wir (oder andere) mit unserer Neutralität anfangen oder nicht anfangen sollen, wer unsere Bundesländer „befreit”, wo auf der Welt der nächste (Bürgerkrieg ausbrechen wird und wo man heuer zu Ostern sein Geld ausgeben sollte.

Männerwelt, Welt der Männer?

Frauen gegen Krieg, Krieg gegen Frauen.

Einenkurzen, wahnwitzigen Moment lang stelle ich mir vor:

Was wäre wenn......Ja, wenn an Stelle der Herren Bush, Saddam H., Schamir, Norman Schwarzkopf, Gorbatschow, Assad, Mubarak und all der anderen wichtigen Mitglieder des Welttheaterensembles -sei's durch eine Laune der Regie, sei's durch anderweitige Verwendung der Genannten - plötzlich Frauen an der „Neuordnung der Welt” zu basteln hätten...

Schon gut, schon gut, ich bitte um Entschuldigung, wahnwitzeln wird man ja noch dürfen.

Es ist Amnesty International 's erste umfassende Dokumentation über Menschenrechtsverletzungen an Frauen. Sie füllt einhundertzweiund-fünfzig Seiten und wurde an diesem halbvergessenen Frauentag der in Wien zusammengekommenen Frauen-Kommission der Vereinten Nationen übergeben.

In über vierzig Staaten werden laut AI-Bericht „barbarische Menschenrechtsverletzungen” an Frauen begangen. Staatlicherseits. An Babies, jungen Mädchen, Schwangeren und alten Frauen.

Vergewaltigung als Zwangsmittel der Folterung, davor schrecken Soldaten und Gefängniswärter schon immer weniger zurück. Von den Verantwortlichen wird darüber nicht nur hinweggesehen, sondern diese spezielle Art der Foltermethode an Frauen sogar des öfteren gezielt gefördert. Vergewaltigungen seien „zu erwarten, ja geradezu normal”, wenn Truppen in ländlichen Gebieten stationiert seien, meinen Beamte des Justizministeriums eines südamerikanischen Landes. Gerichtliche Verfolgung dieses Verbrechens? Fast nie. Quantite ne-gligeable, zu Deutsch: wegen ihrer Geringfügigkeit außer acht zu lassende Menge oder Größe.

Nein, wir leben gar nicht in Nachkriegszeiten.

Weit weg. Woanders. Nicht bei uns. Schrecklich, aber das ist eben die Mentalität dieser...

Bei uns werden Frauen schon auch geprügelt, vergewaltigt, erpreßt und gefoltert. Aber nur privat. Außerdem gibt's Frau-enhäuser. Nur zu wenige.

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