6835184-1975_10_11.jpg
Digital In Arbeit

Geschmacksänderungen

Werbung
Werbung
Werbung

Jahrelang galt in sogenannt „progressiven“ Cinėastenkreisen der italienische Western-Regisseur Sergio Corbucci als „politisch engagierter, sozial- und gesellschaftskritischer, fortschrittlicher (weil linksgerichteter) Filmschöpfer“. Als die Mode des harten Western allTtaliana von der Western-Groteske im Stil der „Hallelujah“-Blödeleien abgelöst wurde, hörte man von Corbucci längere Zeit nichts mehr; doch nun ist wieder ein Film dieses (zweifellos geschickten) Filmhandwerkers in unseren Kinos, schon mit dem eindeutigen Titel „Drei Halunken I. Klasse“ synchronisiert und erfolggarantierend mit Giuliano Gemma, Tornas Milian und Eli Wallach besetzt. Weitaus bedeutsamer als diese langweilig-unbedeutende Gauner- Groteske aus dem Wilden spanischen Westen ist die Antwort des einst so „engagierten“ Regisseurs auf die Frage, ob er zugunsten der Komik auf ein politisches deutliches Engagement verzichtet habe: „Nein, das kann man so nicht sagen. Es ist allerdings richtig, daß ich in meinen früheren Filmen mehr Wert auf die Politik gelegt habe als in dem neuen. Unter Politik im Film aber habe ich immer Meinung, Bedeutung verstanden, nicht ideologische Agitation. Ansonsten sind die Figuren dieses Films durch ihre humoristischen, leicht skurrilen und parodistischen Züge natürlich ganz anders angelegt als die Personen meiner früheren Filme…“ Ja, man muß eben mit der Zeit und den Moden gehen, wenn man gut leben will — und man zeige mir den Künstler, der für Gagen nicht sofort Prinzipien aufzugeben bereit ist! Nur sollte man sich eben davor hüten, solche zu erwarten oder gar jubelnd zu entdecken…

Auch „Sunshine“, ein für das amerikanische Fernsehen produzierter Gefühlsfilm — so handwerklich gut und darstellerisch hervorragend er auch gestaltet ist —, müßte nicht außerhalb Amerikas gezeigt werden; die detaillierte Schilderung des Sterbens einer Zwanzigjährigen, an Knochenkrebs Erkrankten ist, finde ich, nicht allzu geschmackvoll — und Sterben ist eigentlich genauso eine Privatangelegenheit wie Geburt oder Sexualität oder einige andere Dinge des menschlichen Lebens; heute ist es modisch, das zu vergessen und leichtfertig zu negieren …

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung