Abaya-Verbot in Frankreich

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Wie das Verbot der Abaya in einem laizitären Staat wie Frankreich zu verstehen ist.

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Wie das Verbot der Abaya in einem laizitären Staat wie Frankreich zu verstehen ist.

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Wenn es um die Trennung von Religion und Staat geht, fährt Frankreich innerhalb der Europäischen Union den strengsten Kurs. Vor etwa 30 Jahren wurde dort das Tragen von auffälligen religiösen Symbolen an Schulen verboten, vor etwa 20 Jahren folgte das vollständige Kopftuchverbot. Außerdem sind jüdische Kippas sowie große christliche Kreuze in Schulen verboten. Das Verbot richtet sich also keineswegs allein gegen Muslime.

Nun wurde dort ein weiteres Verbot verhängt. Schülerinnen dürfen keine Abaya mehr tragen. Dabei handelt es sich um ein langes Gewand, das viele Frauen in islamischen, vor allem in den arabischen Ländern als eine Art Umhang über den Kleidern tragen. Der Hintergrund ist meist religiös, um jegliche Betonung des Körpers zu vermeiden. Seitdem ist eine heftige Debatte entbrannt. Für die einen geht das Verbot zu weit, es stelle einen Angriff auf die Religionsfreiheit der jungen Mädchen dar, für die anderen bedeutet es die Verteidigung der Laizität. Demnach solle die religiöse Identität der Schüler(innen) auf keinen Fall anhand ihrer Kleidung erkannt werden.

Säkularität sei keine Einschränkung, sondern eine Freiheit. Das Problem, das ich sehe, ist die Stärkung einer identitätspolitischen Haltung, in der religiöse Symbole von beiden Seiten, von den Betroffenen sowie vom Staat, stark politisiert werden. Auch fühlen sich dadurch Islamisten in ihren Verschwörungsthesen bestätigt, wonach der Westen den Islam zu bekämpfen versuche. Sie instrumentalisieren solche Verbote, um Muslime vor der Identifikation mit dem Staat zu warnen, und so polarisiert sich die Gesellschaft noch stärker. Aus pädagogischer Sicht ist es dennoch wichtig, Maßnahmen einzuführen, um gerade junge Mädchen über ihr Recht auf Selbstbestimmung aufzuklären, auch gegen den Willen der Eltern, wenn diese sie zum Tragen religiöser Symbole zwingen wollen.

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