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Gutes tun, aber lieber nicht darüber reden?

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FURCHE: Haben Sie den Eindruck, man glaubt Ihnen, Olivetti geht es wirklich nur um die Kunst, wenn das Unternehmen jährlich Millionen in die Förderung steckt?

HELMUT F. KARNER: Ja, der Konzern ist seit der Gründung regelrecht mit Kulturförderung durchsetzt. Da wir in dieser Beziehung auf 80 Jahre Geschichte zurückblicken können, hat es die Firma nicht nötig, erst heute darauf aufmerksam zu machen. Egal, ob wir die Restaurierung eines Bildes von Leonardo da Vinci oder ein Konzert im Wiener Konzerthaus ermöglichen.

FURCHE: Wieviel gibt Olivetti für Kunstförderung aus?

KARNER: Rund drei Prozent des Umsatzes beziehungsweise etwa zwei Milliarden Schilling jährlich.

FURCHE: Wieso tun Sie offensichtlich viel Gutes, aber reden so wenig darüber?Ist das eine spezielle Strategie des Hauses?

KARNER: Teilweise ist es eine gewisse Scheu, sich öffentlich zu präsentieren. Es kommt heute für ein Unternehmen darauf an, daß ihm die Kunden vertrauen. Die Produkte sind alle ziemlich ähnlich; wichtig wird die Aufrichtigkeit einer Geschäftsbeziehung. Da müssen wir aufpassen. Je lauter ein Unternehmen seine Kulturtätigkeit anpreist, desto mehr setzt man sich der Gefahr einer negativen Beurteilung aus. Und andererseits müssen wir ein vorhandenes Budget des Konzerns ausgeben und sinnvoll verwalten. Sinnvoll im Sinn der Unternehmensleitung.

FURCHE: Finden Sie es falsch, wenn in Österreich das Sponsoring eher nicht so vornehm und altruistisch geschieht, sondern beinharte PR-Strategien eingesetzt werden?

KARNER: Warum? Schließlich dienen die Förderungen auch der Kunst. Wieso soll ein Unternehmen das nicht auch hinausposaunen? Schließlich zahlen die Betriebe auch Steuern. Das „Wie“ der Präsentation ist eine Stilfrage des jeweiligen Unternehmens.

FURCHE: Welchen innerbetrieblichen Stellenwert hat der Kulturmanager bei Olivetti?

KARNER: Der sitzt im Konzern auf derselben Ebene wie der Finanzchef, die Chefs der Tochtergesellschaften und so weiter. Im Unternehmen selbst gibt es ein Team von rund fünf Leuten, die 120 Designer außerhalb beschäftigen. Die Abteilung ist vom Beginn an in eine Planungspha%e für beispielsweise ein neues Produkt miteingebunden, denkt also kommerziell mit.

“ FURCHE: Messen Sie, ob die Kunstaktivitäten auch die erwartete Wertschätzung durch potentielle Kunden bringen?

KARNER: Mir sind keine nennenswerten Relationen zwischen dem Kaufverhalten und der Kulturförderung eines Konzerns bekannt.

FURCHE: Wie läuft bei Olivetti der EntScheidungsprozeß, was gefördert wird? Kommen die entscheidenden Impulse von den Künstlern direkt?

KARNER: In Italien gehen die Initiativen direkt von der Konzernspitze aus. Lokale Initiativen in Österreich werden von der österreichischen Geschäftsführung gestartet, die natürlich in den Rahmen der Konzerntätigkeit hineinpassen müssen.

FURCHE: Welche Chancen kann sich ein junger, unbekannter Künstler ausrechnen, von Ihnen gefördert zu werden? Was müßte er tun?

KARNER: Das funktioniert wie auf dem Arbeitsmarkt. Wenn wir gerade einen Künstler für eine bestimmte Arbeit suchen und es findet sich einer, dann gibt es die Chance einer Zusammenarbeit. Angebot und Nachfrage bestimmen den Markt.

FURCHE: Sportsponsoring spielt bei Olivetti auch eine große Rolle. Mehr als die Kunst?

KARNER: Das Verhältnis ist ungefähr 2:1 zugunsten der Kultur.

FURCHE: Werden Sie sich auch in der neuen Form des Sponsorings engagieren, nämlich des Sozial-Eng agements ?

KARNER: Das ist eher eine heikle Angelegenheit. Wir erhalten heute bereits so viele Bittbriefe, daß Olivetti nur mehr das Füllhorn ausgießen müßte. Natürlich helfen wir mit Sachleistungen wie Schreibmaschinen und so weiter, oder es dürfen Studenten unsere Geräte benutzen. Aber das sind eher Hilfen, die uns wenig kosten und dem anderen etwas bringen. Aber die entscheidende Frage, was an Förderung sozial gerechtfertigt wäre, ist schon bei der Kunst nicht so einfach zu beantworten. Das ist das Problem.

Das Gespräch führte Elfi Thiemer.

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