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Wenn das Markenzeichen „Made in Mongolia“ in Kaschmirschals bald keine exotische Rarität mehr ist, wenn Obst und Gemüse im Sudan den Weg in die Konservendose nicht mehr durch kostspielige Umleitungen über Industrienationen finden müssen, und wenn Burmesen ihre Zeitungen jetzt auf im eigenen Land hergestelltem Papier lesen können — so hat zu diesen Fortschritten eine Organisation beigetragen, die vor 15 Jahren ins Leben gerufen wurde: die UNIDO, die Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung.

Die UNIDO wurde am 17. November durch die Generalversammlung 1966 gegründet. Diese im Vergleich mit den Vereinten Nationen noch junge Organisation, mit Sitz in Wien, hat schon in ihren ersten Lebensjahren dynamischen Schwung entwickelt und hohe Leistungskraft bewiesen, leidet allerdings jetzt — sowie die Vereinten Nationen allgemein — unter den Einschränkungen budgetbedingten „Nullwachstums“.

Das schnelle Wachstum der UNIDO belegen folgende Zahlen: In ihrem ersten Arbeitsjahr beschränkte sich die technische Hilfe für Entwicklungsländer noch auf den Gegenwert von knapp 5,5 Millionen US-Dollar; 1980 waren es bereits 76,3 Millionen Dollar. Die „Gründungsmannschaft“ von

186 Mitarbeitern im Januar 1967 wuchs 1.769 im Jänner 1981.

Die UNIDO trägt entscheidend bei zur Erhöhung von Lebensstandard und Kaufkraft der Dritten Welt durch Steigerung der Produktionskraft durch Auf- und Ausbau der Industrie. Ihre Fernzielmarke wurde 1975 auf der zweiten Generalkonferenz in Lima, Peru, gesetzt. Die Erklärung und der Aktionsplan von Lima schreiben fest, daß bis zum Jahr 2000 mindestens 25 Prozent der weltweiten Industrieproduktion aus den Entwicklungsländern kommen sollen. Damals lag sie bei 8,6 Prozent für 1980 wird sie auf etwa 10,9 Prozent geschätzt.

1330 Projekte hat die UNIDO allein im Jahr 1980 eingeleitet. Die Kosten schwanken je nach Ausmaß und Dauer des Projekts von einigen Tausend bis zu dutzenden Millionen Dollar. Sie reichen etwa von einem Ein-Mann-Projekt - für die Steigerung der Produktion

von Fernsehgeräten in China zur Errichtung einer Schwammeisen- Fabriksanlage in Indien, die zu Deviseneinsparungen in Millionenhöhe führen kann.

Zu den gegenwärtigen großen Herausforderungen der UNIDO gehören u. a. die Integration von Industrie und Landwirtschaft, der Ausbau der Agrarindustrialisierung, die Entwicklung alternativer Energiegewinnung, zielgerichtete Hilfe für die am wenigsten entwickelten Länder und die Sahelzone, sowie die Entwicklung, die Beschaffung, der Transfer und die Anpassung industrieller Technologie.

Das Lima-Ziel kann jedoch nicht erreicht werden, ohne die Verfügungsmöglichkeit über erheblich größere Finanzmittel zu geeigneten Bedingungen. Die Vermittlung von Investitionen ist eine der Aufgaben der UNIDO. Darüber hinaus hat jetzt ihr Exe-

kutivdirektor, Dr. Abd-El Rah- man Khane, die Errichtung einer Internationalen Bank für Industrieentwicklung angeregt, um die existierenden überschüssigen Mittel auf den Kapitalmärkten für Investitionen in der Dritten Welt flüssig zu machen.

Mit Hilfe der UNIDO haben viele Entwicklungsländer in den letzten 15 Jahren beachtliche Fortschritte erzielt. Vielen von ihnen ist es freilich noch nicht gelungen, die Lebensbedingungen wesentlich erträglicher zu machen. Um so folgenschwerer ist die weite Kluft zwischen dem von der Generalversammlung aufgestellten 50-Millionen-DoUar-Ziel für den Industriellen Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen und den bisher tatsächlich bewilligten 14,9 Millionen Dollar.

Die UNIDO widmet sich der Zusammenarbeit zwischen Nord und Süd im Industriebereich zum gegenseitigen Nutzen. Dies setzt voraus, daß die Industrienationen den Entwicklungsländern den Zugang zur Technologie und den Märkten erleichtern, und daß sie eine ausgewogene Verteilung der verfügbaren Mittel zwischen Arm und Reich ermöglichen. Dazu muß vor allem das selbstgesteckte Ziel eines Beitragsanteils für die öffentliche Entwicklungshilfe in Höhe von 0,7 Prozent ihres Bruttosozialprodukts ehestmöglich verwirklicht werden.

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