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Mehr Fragen als Klärung

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Mit seinen Rundfunkäußerungen vom Montag, katholische Journalisten, die „im Namen oder quasi im Namen der katholischen Kirche in den Massenmedien über den Glauben sprechen“, brauchten „viel eher“ als Religionslehrer, die „irgendwo eine Gruppe von Kindern“ unterrichten, die „Qualifikation einermissio canonica“ -eine kirchliche spezielle Beauftragung -, hat der Wiener Auxiliarbischof Kurt Krenn nicht nur katholische Journalisten zwischen Neusiedler- und Bodensee hellhörig gemacht.

Der Weihbischof suchte zu präzisieren, wer denn nun eigentlich zur Klientel (für Krenn ein unschöner Begriff) der über Nacht ins Leben gerufenen Glaubenskommission der Erzdiözese Wien (siehe Seite 2) gehören werde. Er kam auf die katholischen Journalisten zu sprechen, denen die Kirche mit einer Bevollmächtigung zeigen wolle, daß sie ihnen „zutraut“, ihre Aufgabe, sich in Glaubensfragen zu äußern, auch zu erfüllen.

Oft wurde uns Journalisten schon vorgeworfen, den Wiener Weihbischof ständig in die Öffentlichkeit zu zerren-, wobei nicht selten bloße Berichte über Krenn-Äuße-rungen als Angriffe auf ihn gedeutet wurden. Doch Bischof Krenn agiert, und wir müssen berichten. In dem Hörfunk-Interview fordert der Weihbischof, daß katholische Journalisten in Fragen des Glaubens „viel enger mit der Kirche Kontakt halten“ sollten. Was meint Bischof Krenn damit? Welcher Kirchenbegriff steht dahinter?

Für katholische Journalisten - und nicht nur für diese - bedeuten die Aussagen der in Ausführung des Il.Vatikanums von Papst Paul VT. herausgegebenen Pastoralinstruktion über die Sozialen Kommunikationsmittel „Communio et Progres-sio“ einen klaren Auftrag. Darin ist von der Freiheit der Kommunikation die Rede, von der Freiheit der Meinungsäußerung und des einzelnen, seine Empfindungen und Gedanken vortragen zu können, „damit es zu rechter und angemessener Bildung von öffentlicher Meinung kommt“. Sieht Bischof Krenn eine Vereinbarkeit zwischen diesen Aussagen und seinen Vorstellungen?

Dabei geht es Bischof Krenn wie den Journalisten um die Wahrheit. Journalisten wissen, daß diese nur im Dialog, nicht durch Indoktrina-tion und Überwachung angestrebt werden kann. Medienleute sind empfindlich gegen jede Art von Maulkorb oder was als solcher empfunden werden kann. Wenn dabei nicht sehr behutsam vorgegangen wird, ist das nicht selten Ausgangspunkt für Verhärtungen.

Das wäre doch vor den Aussagen Kurt Krenns zu bedenken gewesen. Auch die diskriminierenden Folgen für katholische Journalisten bei einer Nichterteilung einer „quasi-missio canonica“. Die Präsentation der Aufgaben der neuen Glaubenskommission am Beispiel der katholischen Journalisten durch Kurt Krenn hat wohl mehr Fragen aufgeworfen als Klärung gebracht.

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