Windräder_im_Herbstnebel_-_panoramio - © Wikimedia / Panoramio

Der Literat als dilettierender Energieexperte

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Robert Menasse und die Windkraft.

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Robert Menasse und die Windkraft.

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Nun ist ihm schon wieder etwas passiert: Robert Menasses Wirken als politischer Essayist hatte schon manchen Skandal zu überstehen. So gab es vor gut fünf Jahren den nicht entkräfteten Vorwurf, er habe Zitate des Europapolitikers Walter Hallstein über ein übernationales Europa erfunden oder zumindest missbräuchlich zitiert.

Kürzlich betätigte sich der österreichische Literat und Waldviertelbewohner in einem Aufmacheressay der Wochenendbeilage Spectrum der Presse als wortgewandter Kritiker des Windenergieausbaus. Die Philippika sollte Menasse aber nicht gut bekommen, warfen ihm Raumplanungs-, Nachhaltigkeits- und (Wind-)Energieexperten vor, falsche Horrorzahlen etwa über den Betonverbrauch von Windkraftanlagen oder über die Gefahr für den Vogelbestand verwendet zu haben.

Wer wollte, konnte die Entkräftungen der Menasse’schen Behauptungen durch Wissenschafter nachlesen – nicht zuletzt in der Presse. Dennoch ist der Fall exemplarisch – und zwar in zweierlei Hinsicht.

Erstens sind Künstler keineswegs Experten für eh alles. Gerade Positionierung in gesellschaftspolitisch brisanten Diskursen bedarf des Sachverstandes. Das verlangt auch vom Literaten, sich auch in einer Polemik (die gewiss eine legitime Debattenform darstellt) an Fakten und nachgeprüfte Daten zu halten. Wer das nicht gewährleisten kann, soll die Finger von noch so gut gemeinten Ergüssen lassen.

Zweitens ist es auch ein Problem von Medienqualität, wenn Texte erscheinen, die nicht journalistischen Standards (also der Verwendung nachgeprüfter Fakten) genügen. Auch von Meinungsbeiträgen ist zu verlangen, dass sie mit richtigen Zahlen und Daten operieren. Leserinnen und Leser haben ein Recht darauf, nicht mit falschen Fakten belästigt und verunsichert zu werden. Es ist eine journalistische/redak­tionelle Aufgabe, dies zu gewährleisten.
Insbesondere bei komplexen Themen rund um die Klimakrise darf dieser grundlegende Standard nicht verwässert werden. Leider gibt es Beispiele zuhauf, wo das nicht der Fall ist. Der Fauxpas des Robert Menasse war da vermutlich bloß besonders augenfällig.

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