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Noch immer in der Stunde Null

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Die „unendliche Geschichte", die Groteske um den Bau des Linzer Musiktheaters, wird im Juni 1992 ein jähes Ende finden. Jedoch nicht, weil sich alle politischen Parteien nun endlich einig'geworden sind. Der Verein der „Freunde des Linzer Musiktheaters" will sich nicht länger an der Nase herumführen lassen und stellt mit Ende der Saison seine Öffentlichkeitsarbeit ein.

Seit acht Jahren stehen Künstler aus dem In- und Ausland dem Verein und seinen mehr als 3.500 Mitgliedern unentgeltlich zur Verfügung, um das Anliegen der Linzer zu unterstützen: den Bau eines neuen Musiktheaters.

Denn das im Jahr 1803 errichtete Landestheater hat seinen Dienst längst getan. Für Künstler und Publikum sind die Zustände unzumutbar. Im Orchestergraben müssen sich die Musiker auf engstem Raum zusammendrängen, er ist nur für 52 Personen geplant. Will sich ein Sänger vor seinem Auftritt noch einsingen, bietet ihm nur die Toilette den nötigen Raum. Der Chor wartet vor seinem Auftritt im Stiegenhaus, weil es keine Aufenthaltsräume gibt. Hinzu kommt noch die schlechte Akustik im Haus, die auch bei größtem Einsatz der Künstler alles „aufsaugt".

Seit 1984 pilgern die Vorstandsmitglieder des Vereins zu den Politikern, veranstalten Pressekonferenzen, stellen Info-Ständchen auf, organisieren Konzerte und Operettenabende. Doch alles, was bisher erreicht wurde, sind leere Versprechen. „Wir stehen nach acht Jahren bei der Stunde Null", liest man in der Vereinszeitung.

Und das, obwohl Landeshauptmann Josef Ratzenböck im April dieses Jahres angeblich „Vollgas" geben wollte. Damals versicherte er, daß noch vor den Wahlen die Standortfrage (davon hängt der Bau ab) geklärt würde. Die Wahlen sind vorbei, nichts ist geschehen.

Mit dem neuen Verantwortlichen, Kulturlandesrat Josef Püh-ringer, wird am 11. November erstmals verhandelt. Im Verein erwartet man sich nun konkrete Vorschläge bezüglich des neuen Standorts, der gegenüber dem Brucknerhaus, am Donauufer in Linz-Urfahr liegt. Hier möchte man einen „Kulturpark" errichten, in dem auch das neue Linzer Musiktheater einen Platz finden würde.

Wartet man mit der Entscheidung noch länger zu, so wird dieser Standort vergeben sein. Eine Schweizer Firma hat bereits einen Teil des Areals erstanden, sie baut dort ein Bürogebäude. Die Stadt Linz hänge sich allerdings ein kulturelles Mäntelchen um, meint Frau Ritschel vom Vereinsvorstand, man will eine kleine Kunst-Galerie einplanen.

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