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Keine JahLrhvindertlösung in Linz
Der Traum, Linz könnte auf dem Brückenkopf Alt-Urfahr Ost, einem Gelände im Eigentum der Stadt, ein neues Viersparten-Musiktheater bekommen, ist ausgeträumt. An dem seit Jahren lustlos geführten politischen Ping-Pong-Spiel, das hauptsächlich von dem unermüdlich tätigen Verein „Freunde des Linzer Musiktheaters" vorangetrieben wurde, haben sich bisher drei abwartende Bürgermeister und ein zögernder Landeshauptmann beteiligt. Aus Mangel an Entschlußfreudigkeit wurde eine große kulturelle Chance versäumt.
Wie Georgina Szeless, die Obfrau des Vereins, erklärte, stehe die Notwendigkeit eines neuen Theaters außer Zweifel. Bei einem „Gipfelgespräch" am 8. Februar, an dem auch Baufachleute teilnehmen werden, sollte es zu einem Entschluß hinsichtlich des künftigen Standortes kommen. Zur Diskussion stehen nunmehr die landeseigenen Areale der umzusiedelnden Frauenklinik und des Linzer Landestheaters selbst, und damit die Frage: Neubau oder Umbau. Über die Finanzierung muß noch geredet werden. An den Kosten der Theatererhaltung wird sich die Stadt auch weiterhin beteiligen.
Künstlerisches und technisches Personal gleichermaßen wie das Publikum leiden unter den unzumutbaren Verhältnissen des 1803 erbauten Theaterbaues an der Promenade. Auf vielen Plätzen sind Sicht und Akustik schlecht, die Sitze sind unbequem. Wirken sich die im Detail nicht aufzuzählenden Mängel schon beim großen Schauspiel höchst nachteilig aus, so werden sie bei musikalischen Aufführungen - Oper, Operette, Musical, Ballett - noch weit schmerzlicher empfunden. Man begann daher, ein eigenes Musiktheater zu fordern, die Schar von kritischen Bürgern fand bald ihre Wortführer. Seit der Gründung des Vereins der „Freunde des Linzer Musiktheaters" im Jahre 1984 werden Kontakte zu den Spitzenpolitikern von Stadt und Land gepflegt, die mittlerweile selbst Mitglieder geworden sind. Eine Unterschriftensammlung brachte auf Anhieb elftausend Eintragungen zugunsten eines Musiktheaters.
Eine Sternstunde für das Projekt ging ungenützt vorbei: Bürgermei-ster Hugo Schanovsky und Landeshauptmann Josef Ratzenböck waren bezüglich des Bauplatzes Alt-Urfahr Ost im März 1987 handelseins geworden, als der Bürgermeister unvermutet auf parteiinternen Widerstand, vor allem bei den Jungen, stieß. Sein Nachfolger Franz Dobusch widmete den Bauplatz Alt-Urfahr Ost einem anderen Projekt. Trotz der guten Zusammenarbeit der politischen Gegner hat es für ein „rotes Kulturtelefon" nicht gereicht.
Nachteile des neu zu erbauenden Musiktheaters auf dem Areal der Frauenklinik wären eine mehrjährige Wartezeit bis zur Umsiedlung der Klinik, eine wenig attraktive Gegend ohne geeignete Verkehrs-Infrastruktur. Den geringeren Baukosten eines Neubaues stünden hohe Folgekosten gegenüber.
Vorteile wären eine geschätzte Bauzeit von drei Jahren, die Aufrechterhaltung des Spielbetriebes der Landesbühnen, keine zusätzlichen Einnahmenverluste.
Sollte das bestehende Haus auf der Promenade umgebaut werden, setzt dies unabdingbar die Errichtung einer Tiefgarage oder eines Parkhauses voraus. Wer je das Ge-knäuel von Reisebussen, Pkws und Taxis, vor allem bei den Vorstellungen des Landabonnements gesehen hat, wird dieser Forderung zustimmen. Das Einzugsgebiet des Theaters reicht von Passau bis Am-stetten! Daher ist bei einem Umbau auch die Zahl der Sitzplätze auf eintausend bis zwölfhundert zu erhöhen. Nachteilig würde sich eine Bauzeit von etwa vier Jahren (eingeschränkter Spielbetrieb, weniger Einnahmen) auswirken. Geringeren Folgekosten stünden mit Sicherheit hohe Baukosten gegenüber, denn mit Ausnahme der denkmalgeschützten Fassade und der Redou-tensäle würde kein Stein auf dem anderen hleiben. Ins Auge springend wäre der Vorteil des Standortes des ehemals „landständischen Nationaltheaters" in der City.
Der seit 1945 überwältigende Aufschwung der Stadt sollte die politisch Verantwortlichen der Stadt Linz und des alten Kulturlandes Oberösterreich zu einer genau kalkulierten, aber ins dritte Jahrtausend weisenden Lösung ermutigen.
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