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Sechs Millionen

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Raten Sie, wie viele Juden im Zweiten Weltkrieg umgebracht wurden.

Waren es wirklich sechs Millionen? Und hat es tatsächlich Gaskammern in Konzentrationslagern des Dritten Reiches gegeben?

Es darf schon wieder diskutiert werden über solche Fragen.'

Und wer hat eigentlich zum ersten Mal von sechs Millionen ermordeter Juden gesprochen?

Es war kein Vertreter des Jüdischen Weltkongresses, sondern ein steirischer SS- Sturmbannführer, der heute als Pensionist im idyllischen Altaussee lebt: der 72jährige Wilhelm Höttl.

In einer Serie in der „Welt am Sonntag“ erzählt Höttl, der Freund Eichmanns, von wem er die Zahl sechs Millionen erfahren habe: von Eichmann selbst, nachdem er ihm im Spätsommer 1944 in Budapest etwas Schnaps eingeflößt hatte.

Adolf, sag mal, wie viele Juden wurden tatsächlich ermordet?“, so begann das historische Gespräch.%

Und als Zeuge Nummer neun gab dann Wilhelm Höttl beim Nürnberger Militärtribunal die eidesstattliche Versicherung ab, daß sechs Millionen Juden umgebracht worden seien. Nachzulesen im 31. Band der Prozeßakten.

Höttl organisierte, leitete und überwachte im Auslandsgeheimdienst des Dritten Reiches den Geheimdienst in Jugoslawien, in Ungarn, in Italien und im Vatikan.

Eichmann war als Abteilungsleiter im Amt IV des Reichssicherheitshauptamtes für Judenangelegenheiten zuständig und sagte seinem Freund Höttl, daß in den verschiedenen Vernichtungslagern etwa vier Millionen Juden getötet worden seien. Zwei weitere Millionen hätten auf andere Weise den Tod gefunden, „wobei der Großteil davon durch Einsatzkommandos der Sicherheitspolizei während des Feldzuges gegen Rußland durch Erschießen getötet wurde“.

Eine Zahl aus erster Hand also.

Und Eichmann, so versichert Höttl, sei damals in einer solchen seelischen Verfassung“ gewesen, „daß er gar nicht die Absicht hatte, mir etwas Unwahres zu sagen“.

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