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TRAURIGE BILANZ 1992

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Die Gefangenenhilfsorganisation amnesty international konstatiert in ihrem Bericht 1992, daß nicht einmal in einem Drittel der 183 UNO-Mitgliedsstaaten die Grundrechte garantiert sind. Insgesamt soll es weltweit 300.000 politische Gefangene geben. Wenn in Wien diese Woche prominente Ex-Polit-Häftlinge auftreten - wie Nelson Mandela aus Südafrika oder Jelena Bonner, die mit ihrem Mann Andrej Sacharow seinerzeit in Gorki konfiniert war - sollte man diese Zahl nicht aus den Augen verlieren.

Politische Gefangene gibt es in 62 Ländern; in 45 Staaten wurden Oppositionelle (aus politischen oder ethnischen Gründen) von staatlichen Organen ermordet. In 110 Staaten wird noch gefoltert, mehr als 500 Menschen in 48 Staaten starben an den Folgen der Tortur. Auch das Verschwinden von Menschen macht amnesty international große Sorgen: in 25 Staaten verschwanden an die 950 Menschen, nachdem sie von Geheimdiensten festgenommen worden waren. Das Schicksal früherer Verschwundener - vor allem in lateinamerikanischen Staaten - kennt niemand.

1.708 Hinrichtungen

Die Todesstrafe - Österreich hat sich als Vorkämpfer für die Abschaffung hervorgetan - ist noch immer in 106 Staaten Bestandteil des Strafrechs. Nach amnesty international wurden 1992 in 62 Staaten 2.697 Menschen zum Tode verurteilt; bekannt sind 1.708 erfolgte Exekutionen in 35 Ländern. Vier Fünftel der Hinrichtungen fallen auf China und den Iran.

Zu Liquidation, Folter, Vergewaltigung und willkürlicher Verhaftung bis zur Sklaverei und Kindesmiß-brauch - systematisch von vielen Staaten betriebenen extremen Menschenrechtsverletzungen - gesellen sich noch bitterste Armut, mangelnde medizinische Versorgung, Hunger und Unterernährung. Man spricht rasch von Wirtschaftsflüchtlingen und bedenkt nicht, daß die Entfaltung des Lebens frei von wirtschaftlichen Sorgen und Not auch zu den elementaren Grundrechten des Menschen gehört. Die Flüchtlingszahlen werden beispielsweise weltweit heute auf 17 Millionen geschätzt, dazu kommen noch 25 Millionen Binnenflüchtlinge, Menschen, die als Vertriebene in ihrer eigenen Heimat herumvegetieren.

Auch Kinderarbeit gibt es noch in 50 Staaten, 200 Millionen Kindern sind davon betroffen. 1,4 Milliarden leben in absoluter Armut, etwa 780 Millionen Menschen - 20 Prozent der Bevölkerung der Dritten Welt - gelten als unterernährt.

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