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... und ein neues Buch-Gefühl!

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Ein neues „Buch-Gefühl“ — das wollen Hubert Aratym, einer der eigenwilligsten Wiener Maler und Bühnenbildner, und der „unge Buchverleger“ und Buchbinder Peter Grünauer vermitteln. In der Galerie am Graben 7 präsentieren sie nun ihr „Superbuch“, mit dem sie den Betrachter auf eines stoßen wollen: daß unsere Wiener Buchkultur, zu Wiener Werkstätten-Zeiten für Europa vorbildlich, heute geradezu verkommt. Daß wir uns mit schlecht und ohne Geschmack gebundenen Bänden zufriedengeben und daß unsere Phantasie lahm und lahmer wird, weil wir unser Leben, die Eiinge, die uns umgeben, nicht mehr' uns gemäß zu gestalten versuchen. Billige Konfektion also als Maß der Dinge!

Aratym zeigt sein Buch. Mit Lilaton auf wunderbarem handgeschöpftem Bütten gedruckt. In Metallfolie mit elegant geschwungenem Acryl-glasdeckel, schöne Namensprägungen ... Dazu eine Komposition aus Texten, die Cathy Berberian, Andre Heller, Peter Pongratz, Gerhard Rühm u. a, zu den Aquarellen ihres

Freundes Aratym geschrieben haben. Und Aratyms Aquarelle, Bilder, Tapisserien? Mit viel Geschmack und feinem Gespür für dekorative Effekte arrangiert er seine gesichtslosen mumienhaften Wesen; mit theatralischem Empfinden legt er gotische Faltenwürfe zurecht. Ein Theater der stummen Gesten, der mystischen Andeutungen, der Vergeblichkeit. Nach diesem Buch wünschte ich mir Aratym eigentlich auch als Illustrator für Bücher wie den „Golem“.

Stars der „Ecole de Paris“ stellt die Galerie Saxler in der Johannesgasse 12 aus: Die Großen von anno 1960, Härtung, Serge Poliakoff, Zao Wouki, Pierre“ Soulages, sind mit Aquarellen, Tuschblättern, Druckgrafik vertreten. Aber was ist aus dieser liebevoll gehätschelten Pariser Schule geworden, die eigentlich nie eine einheitliche Gruppe war? Hübsches, Behutsames steht neben Bemühtem. Die Bedeutsamkeit von damals ist geschwunden, wie Paris längst nicht mehr das Zentrum der Kunstwelt ist. Und man muß Galeriechef John Sailers Optimismus bewundern, der heute zum Beispiel auf lyrische Abstraktion oder die Maler der „Ecole“ beharrlich setzt.

Ludwig Schwarzer kommt in Wien endlich wieder zu Ausstellungsehren, (Galerie Schwarzer, Dorotheergasse Nr. 6). Er ist 64, lebt seit Jahren in Linz, ist einer der profiliertesten Einzelgänger der österreichischen Kunstszene, nicht zuletzt, weil er dem echten Surrealismus, dem Malstil eines Rene Magritte etwa, viel näher steht als allen österreichischen Phan-tastikspielarten. Schwarzer ist ein Maler der optischen Täuschungen, der Trugbilder, des Dafürhaltens, künstlicher Realität. Bemalte Puppen, Schießbudenfiguren, seltsame durchlöcherte Clownwesen paradieren. Aber im Grunde scheinen sie alle längst nur noch Schatten früherer Existenzen zu sein, wie die ma-nieristischen Steinfiguren in Vicino da Orsinis Park von Bomarzo. Figurenhülsen, die sich entleert haben und von tiefer Melancholie umflort zu sein scheinen.

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