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Wo die Kunst das Geld trifft

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„Geben Sie Ihrem Unternehmen ein neues soziales Profil!" Unter diesem Motto steht der 1989 gegründete Verein für Kunstsponsoring, eine Initiative des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst. Zahlreiche Unternehmen sind in der Vergangenheit an das Unterrichtsministerium herangetreten, die gerne Kunstsponsoring betrieben hätten, aber aus Mangel an Kontakten zu Künstlern scheiterten. Der Verein will als Vermittler, als „Intitialzündung" fungieren. Ausgiebiges Informationsmaterial und zahlreiche persönliche Gespräche sollen Kontakte zwischen Unternehmern und Künstlern ermöglichen.

Diese Vermittlerrolle, erzählt Geschäftsführerin Ingrid Latzer, ist nicht immereinfach. Einerseits sind die meisten Unternehmer mit Kunstsponsoring nicht vertraut und sehen darin ein Risiko. Andererseits wollen die Künstler in möglichst kurzer Zeit ihre Projekte verwirklichen. Selbst Firmen, die mit Kunstsponsoring professioneller umgehen, planen ihr Budget für ein Jahr und sind für kurzfristige Investitionen schwer zu gewinnen, klagt sie. Zusätzlich sind die Berührungsängste immer noch sehr groß. Hier versucht „Kulturkontakt" zu helfen. Den Firmen werden Projekte vorgelegt, die bereits von Expertenbeiräten als empfehlenswert benannt wurden. Dieses unabhängige Expertengremium setzt sich aus Wissenschaftlern, Kritikern, Journalisten und Künstlern zusammen, die entscheiden, in welcher Höhe und ob überhaupt ein Projekt vom Unterrichtsministerium gefördert werden soll.

Will also ein Unternehmer zum Beispiel eine Theateraufführung im Herbst in Wien um 150.000 Schilling sponsern, kann er aus einer Liste von Projekten aus wählen, die diesen Eckdaten entsprechen. Künstler bieten umgekehrt ihre Projekte an, und „Kulturkontakt" versucht Sponsoren zu finden, deren Firmenimage mit dem Produkt übereinstimmt. Das ist natürlich der ungleich schwerere Weg.

Wie verläuft die finanzielle Transaktion an den Künstler? Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Teilweise überweisen Firmen das Geld direkt. Im Regelfall wird an den Verein überwiesen, der es eins zu eins weiterleitet. „Kulturkontakt" spielt dabei die Rolle einer „Non-Profit-Organisation". Zusätzlich erhält der Unternehmer eine Bestätigung über eine „ge-winnmindemde Betriebsausgabe". Das bringt, laut Erlaß des Bundesministeriums für Finanzen vom Mai 1987, steuerliche Vorteile.

Je höher die Förderung vom Bund ist, umso leichter finden sich finanzierungswillige Unternehmer. Manche Künstler haben sich auf diese Entwicklung eingestellt und bieten ihr Projekt in Bausteinen" . Mehrere Sponsoren können sich an einem Projekt beteiligen. Bevorzugt werden Präsentationen mit Ereignischarakter, also Ausstellungen, Theatervorstellungen und Tanzprojekte.

Besonders schwierig ist es für den audio-visuellen Bereich Video - Unterstützung zu finden. Es gibt auch die Möglichkeit der Sachspende. So stellt zum Beispiel die Vereinigung der Papierindustriellen Papier um rund eine Million Schilling dem neuen Literaturhaus zur Verfügung, das im Herbst in Wien eröffnet wird. Bei all diesen Möglichkeiten ist es jedoch wichtig, daß der Sponsoringbeauftragte ein klares Konzept hat: Welche Leute kommen zu diesem Projekt? Welches Zielpublikum möchte das Unternehmen ansprechen?

„Kulturkontakt" bemüht sich auch um Projekte, die ins Ausland gehen, nach Zürich, Australien und Amerika. Doch österreichische Firmen sind nicht an Auslandspräsentationen, sondern hauptsächlich am „Wiener Kulturmarkt" interessiert.

Einen Leitfaden durch die Probleme des Sponsorings stellt „Kulturkontakt" Ende April vor.

DIE PRAXIS DES KUNSTSPONSORINGS. Ein Leitfaden. Von Franz Sattlek-ker und Gerda Themel. Signum Verlag. 112 Seilen, öS 168,-. Ende April im Buchhandel erhältlich. 1.000 Exemplare für Künstler kostenlos.

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